Marcel Schneider, Sun: "Unser Geschäft bleibt Technologie"

15.02.2005

CW: Sun kann mit diesem Modell doch nur Geld verdienen, wenn es ein entsprechendes Volumen im Markt gibt?

Schneider: Das ist sicher richtig. Unser Hauptvorteil ist jedoch, dass wir die Technik in der Hand behalten. Wenn einer unserer Wettbewerber - IBM schließe ich hier aus - sei es HP oder Dell ein Utility-Modell aufbauen wollten, müssten sie Technik einkaufen.

"Utility bedeutet Standard: Ich kann 220 Volt aus der Steckdose beziehen, aber nicht 247,5 Volt."

Das heißt, in der Wertschöpfungskette sitzt ein weiteres Glied, das mit verdienen möchte. IBM könnte es unter den gleichen Voraussetzungen wie Sun anbieten. Nur würden sie sich das eigene Outsourcing-Geschäft untergraben. Wenn Sie mit IBM über Outsourcing sprechen, sind Sie erst einmal wochen-, monate- oder jahrelang damit beschäftigt, die Rahmenbedingungen und mögliche Änderungen zu verhandeln: Was ist der Hardwareanteil, was ist der Serviceanteil und so weiter. All diese Fragen interessieren im Utility-Modell überhaupt nicht. Die Kunden bekommen IT-Leistung aus der Steckdose zu einem klar definierten Preis. Das ist transparent, flexibel und nachvollziehbar.

CW: IBM übernimmt mit seinen Outsourcing-Angeboten die gesamte IT inklusive der Applikationen. Diese Ebene fehlt Sun. Werden Sie Kooperationen mit den Applikationsanbietern suchen oder ist das Sache der Dienstleister, die die Rechenzentren betreiben sollen?

Schneider: Basis sind hier J2EE-Applikationen. Diese sollen in einem Application-Provider-Verfahren angeboten werden. Der Kunde bezieht nicht nur die Middleware, sondern natürlich auch die Applikation. Das ist aber im Grunde nichts Neues. Auch über Application Service Provider spricht man schon seit geraumer Zeit. Allerdings waren die vergangenen Jahre nicht gerade erfolgreich.