CW-Roundtable zum mittelständischen ERP-Markt

16.01.2002

Eitel: Die meisten Branchen, auf die wir hier zielen, sind ja bereits stark mit ERP durchdrungen. Daher haben wir es immer mit einem Verdrängungswettbewerb zu tun. Aber die Kunden wechseln nicht so schnell, wie wir es uns wünschen würden. Wer ein funktionierendes ERP-System hat, bleibt dabei, selbst wenn er es für schlecht hält.

Größeres Wachstum lässt sich also nur durch Zusatzprodukte in neuen Märkten und zur weiteren Optimierung der gemeinschaftlichen vernetzten Wertschöpfung unserer Kunden erzielen. Hier liegt der Fokus unserer Produktstrategie neben dem Angebot von ERP-Systemen. Wir wollen uns auf die Branchen konzentrieren, wo wir zu den Top-3-Anbietern gehören können. Diese Position haben wir bei der Automobilzulieferindustrie, bei Elektro/Elektronik und in der Bekleidungsindustrie in unserem Heimmarkt bereits erlangt. Um die Entwicklungsaufwendungen zu reduzieren, werden wir weiter Technologiepartnerschaften eingehen. Mit Mergern waren wir in der Vergangenheit nicht immer erfolgreich. Daher bevorzugen wir Kooperationsmodelle.

Ernst: Ich sehe einen riesigen Markt für umfassende Unternehmenslösungen. Wir wollen weiterhin deutlich über 25 Prozent organisch wachsen. Akquisitionen passen nicht zu unserer Strategie. Und auch die Produktentwicklung werden wir alleine machen. Die verschiedenen Anbieter im Markt haben zu unterschiedliche Produktphilosophien und Zielgruppen, als dass ich mir vorstellen könnte, dass ein Zusammengehen Sinn geben würde. Synergien erreicht man dadurch nicht.

Jaeschke: ERP ist noch immer attraktiv und bietet hohes Wachstum – aber die Kunden erwarten ständig neue Lösungen, die ihr Geschäft immer besser unterstützen. Das erfordert eine enorme Produkttiefe. Um das wirtschaftlich leisten zu können, muss man im deutschsprachigen Raum wenigstens die Nummer zwei sein. Wir sind immer noch viel zu viele Anbieter im Markt. Wilhelm: Analysten haben sich schon oft geirrt. Trotzdem ist in dem Markt Musik. Die Herausforderung für viele Anbieter wird sein, die geforderten neuen Anwendungen zu liefern, zum Beispiel für ERP II, Customer-Relationship-Management und Mobile Business. Das Volumen im Markt ist da. Die Frage ist, wie viel bekommt man davon ab.

Merten: Meiner Meinung nach konzentrieren sich große Unternehmen, und auch der gehobene Mittelstand, immer mehr auf ihre Kernkompetenzen und geben daher auch die IT immer stärker außer Haus. Dem müssen wir als Softwareanbieter Rechnung tragen. Das Marktwachstum von 15 bis 20 Prozent reicht uns nicht. Wir wollen mehr erzielen, nämlich 25 bis 30 Prozent. Das ist organisch nicht zu schaffen. Wir werden das Potenzial nutzen, das sich daraus ergibt, dass kleine Wettbewerber aus dem Markt ausscheiden, und hier weiter zukaufen.

Die Teilnehmer