CW-Roundtable zum mittelständischen ERP-Markt

16.01.2002

CW: Was tun Sie denn, wenn Microsoft auf die Idee kommt, im Rahmen einer Back-Office-Suite auch eine Finanzbuchhaltung und eine Produktionsplanung und –steuerung (PPS) auszuliefern? Können Sie sicher sein, dass Ihre Kunden das nicht verwenden werden?

Eitel: Ich würde es begrüßen, wenn Microsoft eine generische PPS herstellen würde, das Stücklisten, Kundenstammdaten und ähnliches verwaltet. Dann kann ich mir die Entwicklungskosten sparen und mich auf die Differenzierung konzentrieren – auf das, was oben drauf sitzt. Die unteren Softwareschichten werden immer reichhaltiger werden. Ich rechne sogar damit, dass Great Plains ein PPS-System liefern wird. Aber Microsoft wird sich nicht in dem Markt und fokussierten Applikationsumfeld bewegen, in dem wir aktiv sind.

Jaeschke: Der Kampf wird zwischen Microsoft, SAP und Oracle stattfinden – um Plattformen. Und mir ist egal, welche Plattformen es gibt. Wir schreiben ja auch keine Datenbank mehr, was wir früher noch gemacht haben. Ich fände es toll, wenn so etwas kommt – ich glaube nur nicht, das Microsoft so etwas liefern kann.

CW: Auch wenn Ihnen Microsoft keine Sorgen macht: Der Wettbewerb drückt Sie alle. Wie schätzen Sie den Markt in der nächsten Zeit ein? Wie wird er sich entwickeln?

Reinhard: Der mittelständische Markt ist gesund – auch wenn es einen harten Wettbewerb gibt. Und er wird sich weiter konsolidieren. Wir werden Übernahmen und Pleiten sehen. Wir werden auch kein Wachstum von 80 Prozent und mehr sehen. Es zeigen sich bereits erste Sättigungstendenzen. Aber einen Zuwachs von 20 und 30 Prozent können wir schon noch erzielen. Die Produkte müssen jetzt erneuert und auf das Internet ausgerichtet werden. Das erwarten unsere Kunden und wird uns noch einmal einen kräftigen Investitionsschub geben.

Hertel: Das Beratungsunternehmen AMR Research schätzt das reine ERP-Wachstum auf 15 Prozent pro Jahr bis 2005. Mit ERP II sollen sich 25 Prozent pro Jahr erreichen lassen. Mit diesen Aussichten können wir wunderbar leben. Daher werden wir uns weiter auf unsere Kernkompetenzen und Branchen konzentrieren.