Dachser knüpft Logistiknetz enger

24.11.2004
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Eine Herausforderung des NV-Online-Projektes bestand darin, die moderne Kommunikationsarchitektur mit den I-Series-Systemen in den Niederlassungen und der Zentrale in Kempten unter einen Hut zu bekommen. Auf den IBM-Maschinen laufen die mit Cobol programmierten Eigenentwicklungen "Mikado" (Warehouse-System) und "Domino" (Transport-Management-System). Diese "Green-Screen"-Anwendungen bleiben auch in Zukunft gesetzt. "Die Software, die wir benötigen, ist am Markt nicht verfügbar", erläutert Dachser-Geschäftsführer Ingo Böckenholt. Daher bestehe die Softwarelandschaft zu 95 Prozent aus Eigenentwicklungen.

Standards Fehlanzeige

Dachser hat Anfang der 90er Jahre den Barcode NVE (Nummer der Versandeinheit) aus der EAN-Welt (Europäische Artikel-Nummer) in die Logistikbranche übernommen. Bis dahin betrieben die Dienstleister entweder keine Lösungen zur automatisierten Identifikation der Packstücke oder arbeiteten mit proprietären Eigenentwicklungen. Diese seien zum Teil noch heute im Einsatz, berichtet Hubert Reiser, Leiter der IT-Organisation bei Dachser. An eine kurzfristige Besserung mit Hilfe der Radio-Frequency-Identification-(RFID-)Technik glaubt Reiser nicht. Dies bedeute nur einen Wechsel des Mediums, nicht der Prozesse. Wer den Prozess noch nicht implementiert habe, interessiere sich auch nicht für das Medium. Die Entwicklung der RFID-Technik steckt nach Einschätzung des IT-Managers noch im Forschungsstadium. Bis zu einem breitflächigen Praxiseinsatz dürften noch einige Jahre vergehen: "Man muss das Ganze eher nüchtern sehen."

Auch an der I-Series-Plattform werde Dachser festhalten, bekräftigt IT-Leiter Selbach. Die neuen Rechner könne man nicht mit den alten AS/400-Maschinen von vor acht oder zehn Jahren vergleichen. Das System sei insgesamt deutlich offener geworden. Außerdem sprächen Performance und Stabilität für die Plattform. Allerdings musste in der Zentrale ein zusätzlicher I-Series-Server implementiert werden, berichtet Selbach. Da über die direkten GPRS-Verbindungen mehr Informationen im zentralen System zusammenliefen, habe man einen separaten Rechner für die Ablieferbelege und deren Archivierung eingerichtet.