Unruhige ERP-Zeiten

SAP und ihre sieben größten Probleme

20.10.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

7. Problemkind Business ByDesign

Mit neuen Ideen wie beispielsweise Software as a Service haben sich die SAP-Verantwortlichen lange Zeit schwer getan. Getrieben von Erfolgen der Konkurrenz zum Beispiel des CRM-on-Demand-Anbieters Salesforce.com mussten die Walldorfer jedoch reagieren. Im Herbst vergangenen Jahres stellte SAP mit Business ByDesign eine komplette Suite an Business Applikationen vor, die Anwender via Internet mieten und nutzen können. Die Anstrengungen, diesen für SAP komplett neuen Softwaretyp zu entwickeln waren immens. 2000 Entwickler hätten vier Jahre lang an der Lösung gearbeitet, hieß es. Der Konzern adressiert mit den stark standardisierten Anwendungen Firmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern, die bislang wenig in Sachen Business Software unternommen haben. Das Kundenpotenzial taxierten die Verantwortlichen auf weltweit 1,2 Millionen Unternehmen und ein Marktvolumen von 15 Milliarden Dollar.

Mit Business ByDesign will SAP eine komplette Softwaresuite für alle Belange eines Mittelständlers online zur Miete anbieten.
Mit Business ByDesign will SAP eine komplette Softwaresuite für alle Belange eines Mittelständlers online zur Miete anbieten.
Foto: SAP

Angesichts dieser Zahlen setzten die Walldorfer zunächst große Hoffnungen auf Business ByDesign. Bis 2010 sollten 10 000 Kunden gewonnen werden, die rund eine Milliarde Euro Einnahmen zum Gesamtumsatz beisteuern sollten. Von seinen ambitionierten Plänen musste sich der Konzern im Frühjahr 2008 jedoch erst einmal verabschieden. Man müsse die Vorgaben um zwölf bis 18 Monate nach hinten verschieben, hieß es im April. Neben der Lösung von technischen Problemen gelte es, die Performance und das Handling des On-Demand-Systems zu verbessern. Zudem würden die Investitionen in das neue System zurückgefahren, hatte es im Frühjahr geheißen. Das betreffe jedoch nicht die technische Weiterentwicklung, beeilten sich die Verantwortlichen zu versichern. Vielmehr verringere sich der Aufwand, Business ByDesign auf den Markt zu bringen, da sich der Konzern auf weniger Länder konzentrieren wolle. Es gebe jedoch keinen Anlass, von den Zahlen abzurücken, beteuerte das Management.

Zuletzt sickerte jedoch durch, dass SAP nicht allein technische Hindernisse zu überwinden habe. Ende August 2008 räumten Kagermann und Apotheker ein, nicht genau zu wissen, wie man mit der neuen Mietsoftware Geld verdienen könne. "Als Startup können sie Geld verbrennen", sagte Kagermann auf einer Finanzveranstaltung in New York. SAP sei jedoch börsennotiert und müsse Jahr um Jahr Wachstum vorweisen. Es dauere jedoch lange und sei teuer, dem Mittelstand die neue Software zu verkaufen. SAP müsse noch daran arbeiten, Marketin, Vertrieb und Support für Business ByDesign zu automatisieren. Erst wenn diese Nuss geknackt sei, werde man mit der SaaS-Lösung in großem Maßstab auf den Markt gehen.