ERP-Problemkind Business ByDesign

Die SAP auf der Suche nach dem "Heiligen Gral"

26.08.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die hoch gesteckten Erwartungen in seine Mietsoftware "Business ByDesign" hat SAP längst zusammengestrichen. Die Crux: Wie verdient man Geld mit Mittelständlern?

SAP hatte die gehostete Lösung Business ByDesign im Herbst vergangenen Jahres mit lautem Marketing-Getöse gestartet. Damals hieß es, man wolle bis Ende 2008 für die Software 1000 Kunden gewinnen und bis 2010 eine Milliarde Dollar Umsatz damit machen. Doch schon im April dieses Jahres wurden beide Vorhaben verworfen.

Die SAP-Doppelspitze Henning Kagermann und Léo Apotheker erklärte gestern in den USA, die Ursachen für die Verschiebung seien keineswegs technischer Natur, wie das "Wall Street Journal" in seinem Blog "Business Technology" berichtet. SAP weiß zurzeit einfach nicht, wie es mit Business-ByDesign-Kunden genug Geld verdienen kann. "Als Start-up können sie Geld verbrennen", sagte Kagermann den "WSJ"-Bloggern nach Ende des offiziellen Termins. SAP aber sei börsennotiert und müsse Jahr um Jahr Wachstum vorweisen.

Online-Softwarefirmen versuchen üblicherweise, durch das Gewinnen großer Kunden Geld zu verdienen. Je größer der Abschluss, desto höher der Return des Anbieters. Deswegen investieren die meisten SaaS-Firmen (Software as a Service) erheblich in ihren Großkundenvertrieb. SAP positioniert Business ByDesign aber als Lösung für den Mittelstand. Und musste wie die anderen Online-Softwarefirmen zuvor einsehen, dass es zu lange dauert und zu teuer ist, dieser Kundschaft etwas zu verkaufen.

Mit dem Unterschied, dass SAP keine Online-Software an große Firmen verkaufen will. Denn die haben längst die traditionelle Software des Walldorfer Konzerns im Einsatz. Um also Business ByDesign profitabel zu machen, arbeitet SAP daran, Marketing, Vertrieb und Support für die Lösung zu automatisieren. Sobald diese Nuss geknackt sei, so Kagermann, werde man in großem Maßstab mit Business ByDesign an den Markt gehen.

Die Automatisierung des Softwarevertriebs ist gewissermaßen der "Heilige Gral" der Online-Software. Bislang weiß niemand, wie das sinnvoll zu machen wäre. Apotheker zufolge macht SAP bei dem Vorhaben Fortschritte. In welche Richtung, wird aber natürlich nicht verraten - Feind hört schließlich mit im Web 2.0.