Herausforderung und Chance für die Softwareindustrie

PaaS in Deutschland

09.11.2014
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Mehr Betriebsmodelle für den PaaS-Einsatz

Neue Modelle der PaaS-Provider hinsichtlich der von ihnen angebotenen Betriebskonzepte dürften indes die Dynamik im gesamten Markt weiter in Schwung halten. Gerade hier habe sich in den vergangenen Monaten einiges getan, stellen die Experten fest. Bis Mitte 2013 sei das Gros der PaaS-Lösungen lediglich im Public-Cloud-Modus angeboten worden. Kaum eine Plattform sei im Eigen- oder Hosting-Betrieb verfügbar gewesen. Das scheint sich zu ändern. Mittlerweile können PaaS-Lösungen beispielsweise von IBM, Microsoft, Red Hat und VMware auch als Paket bezogen und individuell betrieben werden. Welche Technik beziehungsweise welche Anbieter sich hier durchsetzen werden, ist derzeit allerdings schwer zu prognostizieren.

Das mag ein Grund dafür sein, dass im deutschsprachigen Raum erst wenige Provider PaaS in einem Hosting-Modell anbieten. Dazu kommen weitere Herausforderungen, sagen die Crisp-Research-Analysten. Es brauche einiges an Ressourcen und Skills, um die technisch anspruchsvollen und komplexen Plattformen aufzusetzen und zu betreiben. Darüber hinaus gelte es, das notwendige Verständnis und Know-how für die speziellen Anforderungen der Softwareentwickler und -anbieter hinsichtlich PaaS aufzubauen. "Deren Bedürfnisse unterscheiden sich deutlich von den Anforderungen an klassisches Hosting oder Infrastruktur-Outsourcing", sagen die Experten. Zudem sei die Zahl erfahrener Architekten, Entwickler und Projekt-Manager zum Thema PaaS in Deutschland "noch sehr übersichtlich".

Abrechnungsmodelle

Endanwender versprechen sich vom Cloud Computing eine granulare, flexible und nutzungsabhängige Abrechnung der von ihnen in Anspruch genommenen Software-Services. Favorisiert wird dabei die Abrechnung nach Nutzer pro Monat. Darüber hinaus gibt es transaktions- beziehungsweise volumenabhängige Metriken. Doch nur knapp zwei Drittel (65 Prozent) der befragten Softwarehäuser wollen ihre Cloud-Software nach diesen marktüblichen Modellen abrechnen. Immerhin jedes vierte Softwarehaus bekundete, auch seine Cloud-Lösungen im Rahmen eines Lizenzmodells anzubieten. Die schwer zu kalkulierenden Verwerfungen der Umsatzstöme beim Umstieg in die Cloud dürften die Ursache für das Festhalten an alten Preismetriken sein, mutmaßen die Crisp-ResearchAnalysten.

Fazit

Trotz aller Schwierigkeiten befindet sich die deutsche Softwareindustrie derzeit inmitten eines tiefgreifenden Wandels, so das Ergebnis der Crisp-Research-Studie. Der Großteil der Anbieter plant demnach, sein Portfolio durch SaaS-Modelle zu ergänzen beziehungsweise in Teilen zu ersetzen. In diesem Zusammenhang würden sich auch Entwicklungs- sowie Testing-Prozesse verändern und damit dem Thema PaaS einen zusätzlichen Schub verleihen. Für die deutschen Softwarehersteller bedeute dies einen großen Schritt in Richtung Industrialisierung und darüber hinaus die Chance, neue Kundenkreise und -segmente zu erschließen. Dafür seien PaaS-Lösungen ein ideales Vehikel.

Insgesamt blicken die hiesigen Softwareanbieter optimistisch in die Zukunft und sehen sich gut aufgestellt für die Herausforderungen der Zukunft. Lediglich knapp sechs Prozent der Studienteilnehmer gehen davon aus, dass Anwender in Zukunft nur noch standardisierte Software von der Stange kaufen und wenige große Public-Cloud-Konzerne wie Amazon und Google den Markt unter sich aufteilen. Die große Mehrheit der Softwarehäuser ist davon überzeugt, dass die Zukunft von hybriden Software-Betriebskonzepten geprägt sein wird. Jeder dritte Befragte glaubt, dass trotz aller Verwerfungen durch die Cloud auch in Zukunft On-Premise die dominierende Bereitstellungsart für Business-Anwendungen sein wird.

Die Softwareanbieter in Deutschland zeichnen also ein klares Bild einer hybriden Softwarezukunft. "Die Kombination aus On-Premise und Cloud ist für die deutsche Softwareindustrie die Königsdisziplin", stellen die Crisp-Research-Analysten abschließend fest. "Diejenigen, die es schaffen, eine optimale Co-Existenz beider Modelle aufzubauen, werden am Markt die Nase vorn haben." (mhr)