Platform-as-a-Service

PaaS 2014 - Ankunft in der Enterprise IT?

17.03.2014
In den letzten Jahren sind die PaaS-Angebote (Platform as a Service) deutlich gereift. Einige dieser Plattformen eignen sich bereits heute für den Einsatz im Unternehmen und zur professionellen Software-Entwicklung. Crisp Research sieht fünf zentrale Trends.

Seit über fünf Jahren geistert der Begriff "Platform as a Service" (PaaS) durch die IT-Welt. Da Plattformen auch in anderen Industrien, wie beispielsweise der Automobilbranche, mit deutlich positiven Attributen belegt sind - Standardisierung, Ertragssteigerung, Modularisierung etc. - hat sich der Begriff auch in der IT-Branche weit verbreitet. Es kommt einem fast so vor, als ob jedes Software-Add-On mittlerweile eine eigene Plattform darstellt. Dem ist natürlich nicht so. Trotzdem sind viele PaaS-Angebote in den letzten Jahren zu echten Plattformen herangereift. Auf diesen PaaS-Plattformen lassen sich nicht nur Software-Entwicklungsprozesse deutlich effizienter gestalten, sondern auch Big Data Analytics intelligent umsetzen.

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Trend 1 - PaaS-Dienste reifen zu echten "Enterprise-Plattformen" heran

Viele der heute verfügbaren PaaS-Plattformen bieten deutlich mehr Funktionalität und Management-Features als noch vor wenigen Jahren, als PaaS lediglich für Entwickler von Web-Anwendungen interessant war. Heute werden über PaaS-Plattformen nicht nur Entwicklungsumgebungen, Datenbanken und Laufzeitumgebungen, sondern auch eine Vielzahl an Funktionen zum kollaborativen Entwickeln bis hin zum Betreiben der Anwendungen bereitgestellt. Die Verfügbarkeit der meisten Plattformen ist dabei gut bis sehr gut. Auch die Standardisierung nimmt sukzessive zu, auch wenn die Portabilität von Anwendungen über verschiedene PaaS-Plattformen hinweg (Cross-Platform-Portability) noch etwas zu wünschen übrig lässt. Gerade für große Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse und Kundenbeziehungen digitalisieren, bieten PaaS-Plattformen enorme Vorteile. Denn hier lassen sich neue Entwicklungsmethoden ohne große Investitionen ausprobieren und neue Anwendungen, zum Beispiel für Marketing und Vertrieb, mit kurzem "Time-to-Market" entwickeln und testen.

Trend 2 - PaaS kommt in neuen, hybriden Deployment-Modellen daher

Eine der wichtigsten Neuerungen für CIOs dürfte die Tatsache sein, dass PaaS nicht mehr nur als Service aus der (meistens US)-Public Cloud kommt, sondern dass die Technologie-Stacks mittlerweile auch für den internen Betrieb beziehungsweise in einem "Hosted PaaS Modell" bereitstehen. So hat Microsoft die technologische Grundlage seiner Windows Azure Platform als "Azure Toolkit" herausgegeben. Dieses wird beispielsweise vom Kölner Hosting Provider Pironet als "Managed Service" angeboten. Ähnlich verhält es sich mit dem neuen PaaS-Angebot von T-Systems, das auf der Grundlage des von Red Hat unterstützten Open Source-Frameworks Openshift basiert. Nicht zu vergessen CloudFoundry, das von VMware unter Open Source-Lizenz gestellte PaaS-Framework. Es bildet seit einigen Monaten die Grundlage von IBM Bluemix, dem Enterprise-PaaS-Angebot von IBM. Die neuen Betriebsmodelle machen es für europäische beziehungsweise deutsche Firmen erstmals möglich, PaaS zu ihren unternehmensindividuellen Konditionen zu nutzen - eine gute Chance, um die eigenen Entwicklungs- und Innovationsprozesse zu beschleunigen.

Trend 3 - PaaS ist die Basis für Analytics- und mobile Workloads

Entwicklung, Test und Betrieb von Web-Applikationen ist immer noch ein wichtiger Use Case für den Einsatz von PaaS. In den letzten 18 Monaten haben sich allerdings zwei andere Nutzungsmodelle in den Vordergrund geschoben - Big Data Analytics und Mobile Applications. Viele PaaS-Plattformen bieten heute fertig konfigurierte und hochskalierbare Analytics-Systeme beispielsweise auf der Basis von Hadoop oder auch SAP HANA an. Das bedeutet für den Anwender, dass kapital- und ressourcenintensive Projekte und die Anschaffung der Hardware entfallen. Die Gestaltung des Auswertungsdesigns und das Number-Crunching finden in der Cloud statt. Das entlastet viele Anwender. Denn so verschafft man sich nicht nur einen zeitlichen Vorsprung (zwei Wochen versus sechs Monate). Zudem braucht es keine zusätzlichen Skills zum Administrieren und Monitoren einer aufwendigen Analytics-Infrastruktur.

Auch für das Entwickeln mobiler Anwendungen sind PaaS-Plattformen bestens geeignet. Denn nirgendwo verändern sich die Rahmenbedingungen (Betriebssystem, Gerätetypen, Browser-Generationen etc.) so schnell wie um Umfeld der mobilen Endgeräte. Hier stellen die PaaS-Plattformen einheitliche Frameworks zur Verfügung, die sich - durch den Provider gesteuert - automatisch auf die Neuerungen (zum Beispiel Release-Wechsel) einstellen.

Trend 4 - PaaS und IaaS wachsen zusammen

Haben Unternehmen oder ISVs eine neue Anwendung entwickelt, stellt sich die Frage nach dem Betrieb und der Skalierungsfähigkeit. Hier bieten einige PaaS-Lösungen wie zum Beispiel Microsoft Azure, Google AppEngine oder Salesforce1 die Möglichkeit, die entwickelten Applikationen auch auf der Plattform zu betreiben. Andererseits ist zu beobachten, dass bauen IaaS-Anbieter wie Amazon AWS ihr Portfolio um Dev/Test-Funktionen ausbauen, um Entwicklern zu locken und danach den Betrieb der Applikationen zu übernehmen.

Trend 5 - ISVs denken um

Nicht nur für Unternehmen, sondern auch für klassische ISVs stellt PaaS mittlerweile eine echte Alternative zu den unternehmensinternen Entwicklungssystemen dar - speziell wenn die ISVs sich an die Migration oder Neuentwicklung ihrer Lösungen für das Cloud-Zeitalter machen. In den USA und Skandinavien ist die Nutzung von PaaS derzeit schon ein Massenphänomen in der Branche der professionellen Softwareentwickler. In Deutschland verhalten sich Geschäftsführer und Entwicklungsleiter noch deutlich zurückhaltender. Ob und wie sich diese Situation bei deutschen ISVs etwa vor dem Hintergrund neuer PaaS-Betriebsmodelle (Hosted PaaS) verändert und entwickelt, untersucht Crisp Research derzeit im Rahmen einer empirischen Studie. Erste Ergebnisse zur PaaS-Affinität deutscher ISVs sind im April zu erwarten.

Softwareanbieter, die sich an der Umfrage beteiligen möchten, finden hier weitere Informationen und den Fragebogen. (jha)