Telemedizin via Azure

"Enormer Schritt nach vorne"

13.04.2011
Von 
Dr. Klaus Manhart hat an der LMU München Logik/Wissenschaftstheorie studiert. Seit 1999 ist er freier Fachautor für IT und Wissenschaft und seit 2005 Lehrbeauftragter an der Uni München für Computersimulation. Schwerpunkte im Bereich IT-Journalismus sind Internet, Business-Computing, Linux und Mobilanwendungen.

Vorteil Verfügbarkeit

CIO.de: Für den Datentransfer von Patient zu Arzt setzen Sie Azure ein. Welche Vorteile versprechen Sie sich von einer Cloud-Lösung?

Meyer: Die Daten sollten möglichst schnell, zeitnah und zuverlässig beim Arzt ankommen. Statt eine Multi-zu-Multi-Verbindung aufzubauen schalten wir Windows Azure dazwischen. Als Endgerät mietet jeder Patient ein Netbook oder einen Touch PC mit Software von uns. Die Rechner kommunizieren mit Peripheriegeräten wie Blutzuckergerät, Blutdruckmesser oder Waagen via Bluetooth.

Wir nutzen für Azure einen kleinen Datenrouter. Dieser bekommt vom Netbook die Daten per UMTS oder WLAN. Der Router schickt die Daten dann in die Cloud, die die Daten bereit hält und sie an die Arztpraxis-Software weiter reicht. Azure speichert selbst keine Daten, sondern gibt sie nach einer kurzen Pufferung nur weiter.

Der große Vorteil von Azure ist die hohe Verfügbarkeit. Wenn der Router die Daten per UMTS loswerden will, werden sie praktisch immer und sofort weitergeleitet. Unabhängig von der Erreichbarkeit einer Praxissoftware. Garantiert wird von Azure eine Verfügbarkeit von 99,95 Prozent. Seit Beginn des Testbetriebs im Oktober letzten Jahres konnten wir noch nie einen Ausfall feststellen.

CIO.de: Ein eigener Server beziehungsweise eine rein lokale Lösung waren also keine Alternativen?

Meyer: Wir hätten uns alternativ einen Server anmieten müssen, der möglichst hoch verfügbar ist. Aber so ein Server ist aufwändig zu betreiben, braucht Pflege, Updates und Fixes und verursacht hohe Kosten. Das wollten wir umgehen. Wir brauchen keine große Rechenleistung, uns interessiert nur die Infrastruktur und die Zuverlässigkeit. Mit Azure laden wir einfach unsere Anwendung hoch, starten sie und dann läuft sie, bis wir sie wieder stoppen.

Früher gab es Projekte mit intelligenten Dialysemaschinen, die der Patient zu Hause stehen hatte. Dabei wurden die Daten der Maschine direkt ins Dialysezentrum gemeldet. Das waren im Prinzip Punkt-zu-Punkt-Verbindungen. Diese enge Koppelung hat sich allerdings als ziemlich unzuverlässig erwiesen und war aufwändig zu warten. Mal brach die Verbindung ab, oder die Zentren waren nicht verfügbar.

Das ist bei Azure ganz anders. Der Dienst ist für beide Seiten immer erreichbar - auch unabhängig voneinander. Das ist ein enormer Schritt nach vorne. Als weiteren Schritt für die Zukunft denken wir daher auch darüber nach, diese Maschinen an die Homecare Hardware anzubinden und die Daten aus der Dialysemaschine zusammen mit den anderen Messdaten zu übertragen. Das ist aber noch Zukunftsmusik, im Moment versorgen wir nur PD-Patienten.