Detroit Motor Show 2018

Branche begeht Fahrerflucht?

Kommentar  26.01.2018
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Die Automobilbranche feiert sich in Detroit und feilt fieberhaft an der Mobilität der Zukunft. Zumindest in der Selbstwahrnehmung.

Traditionell läutet die North American International Auto Show (NAIAS) - oder Detroit Motor Show - das neue Auto(messe)jahr ein. Und auch wenn in diesem Jahr einige große Namen, beziehungsweise Premieren - etwa von Porsche oder Audi - in Detroit ausblieben: Die Branche gewährt wie gewohnt einen Ausblick in die automobile Zukunft. Oder was sich die OEMs darunter vorstellen.

Mobilität der Zukunft: Der "point of no return" rückt näher.
Mobilität der Zukunft: Der "point of no return" rückt näher.
Foto: GM Company

Connected-Car-Highlights auf der NAIAS

So kam es, dass in Detroit zum Beispiel das erste Auto mit "Nicht"-Cockpit vorgestellt wurde. Der Anblick eines Lenkrad- und Pedal-losen Fahrerraums könnte so manchem nicht erst auf den zweiten Blick den kalten Schweiß auf die Stirn treiben. Etliche zum Teil designtechnisch äußerst mutige Concept Cars gab es darüber hinaus natürlich ebenso zu bestaunen wie viele neue Serienmodelle aus aller Herren Länder. Hier einige ausgewählte Highlights der Detroit Motor Show 2018 mit Tech-Schwerpunkt:

Alexa-, Apple-Carplay- und Android-Auto-Integration sind inzwischen bei so gut wie allen Herstellern in dem einen oder anderen Modell mit an Bord und werden von den OEMs teilweise nur zu gerne genutzt, um ansonsten gewöhnliche Automobile als letzten Schrei der Konnektivität zu vermarkten.

Ein weiterer Trend, der nicht erst auf der NAIAS zu beobachten war: Screens. Tesla hat’s vorgemacht - nun halten Touch-Bildschirme im Tablet-Format im großen Stil Einzug in die Auto-Cockpits. Beispielsweise auch beim neuen 2019er-Modell des Jeep Cherokee:

Nicht ohne meinen V8!

Die Detroit Motor Show verdeutlicht im Jahr 2018 ein weiteres Mal das größte Problem der Autoindustrie: Von "echten", serienreifen Innovationen mit alternativen Antrieben ist auch auf der NAIAS nichts zu sehen. Die US-Hersteller schicken wie gewohnt mit Vorliebe tonnenschwere Pickups mit monströsen V8-Motoren auf die Showbühnen - da hilft es dann auch nichts mehr, dass der neue Dodge Ram jetzt 150 Kilogramm leichter ist. Die Hersteller aus dem asiatischen Raum haben ohne Zweifel ziemlich coole Konzeptautos nach Detroit gekarrt - die waren aber teilweise bereits auf der CES zu sehen und werden in ihrer derzeitigen Form wohl niemals in Serie gefertigt.

Und die deutschen Hersteller? Ohne Zweifel war die Weltpremiere der neuen Mercedes-G-Klasse ein Highlight in Detroit - auch wegen der Show, die die Stuttgarter veranstalteten. Und dann gab es ja noch neue AMG-Modelle. Innovative, sparsame Modelle für den Massenmarkt? Fehlanzeige. Daran änderte auch die Präsenz des (bereits 2016 erstmals gezeigten) Concept EQ nichts.

BMW hatte in Detroit neben dem neuen (und ziemlich unspektakulären) X2 immerhin auch noch den Facelift-i8 inklusive Roadster-Variante zu bieten. Auch der Hybrid-Sportwagen ist aber eher ein Modell für Besserverdiener. Beim Volkswagen-Konzern backt man 2018 in Detroit hingegen etwas kleinere Brötchen: Der neue, US-exklusive Jetta wurde gezeigt, ansonsten gab es noch die bereits von der CES bekannten ID-Konzepte zu sehen. Audi und Porsche hatten hingegen überhaupt nichts Neues zur NAIAS 2018 beizutragen.

Beim Blick auf das Automobil der Zukunft kommt man nicht umhin, sich zu gruseln. Denn Jahr für Jahr gelobt die Industrie Besserung und schwört sich gegenseitig auf alternative Antriebe ein - nur um auf der nächsten Messe genauso weiter zu machen wie bisher: Viel Show, viel Power und - wenn es um das Auto der Zukunft geht - nichts Konkretes.