Benhamou: Warten auf den Urknall im Breitband

08.01.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vor einem Jahr machte Eric Benhamou den Chefsessel bei 3Com für Bruce Claflin frei und fungiert dort seither nur noch als Chairman. Er leitet nun die Geschicke bei Palm, bis ein Nachfolger für den im November ausgeschiedenen Carl Yankowski gefunden ist. Die CW-Redakteure Jürgen Hill und Martin Seiler befragten ihn zur Wirtschaftsflaute und der Situation bei 3Com und Palm.

CW: 3Com blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Vor ein paar Jahren lagen Sie noch mit Cisco im Clinch um die Spitze im Netzwerkmarkt. Das sieht heute ganz anders aus. Was ist schief gelaufen?

BENHAMOU: Die ganze Industrie durchläuft zurzeit eine schwierige Phase, die noch nicht durchgestanden ist. Das hat uns sehr geschadet, aber auch alle anderen Hersteller im Bereich Networking sind betroffen. Aber blicken wir ein paar Jahre zurück. Die Probleme begannen 1997, 1998, als wir gerade den Merger mit US Robotics abgeschlossen hatten. Dieser Deal bestand im Prinzip aus drei Transaktionen. U.S. Robotics als Holding setzte sich aus Palm, dem Modemgeschäft und dem Carrier-Zugangsgerätebereich zusammen.

Das Modemgeschäft erwies sich als nicht besonders erfolgreich, wir mussten die Modem-Company später auslagern. Das lag daran, dass zum Zeitpunkt der Übernahme die Streitigkeiten um den 56-Kbit/s-Modemstandard in vollem Gang waren. U.S. Robotics verfügte mit X2 über eine sehr gute Technik, von der wir damals glaubten, dass sie sich durchsetzen würde. Es kam aber anders, die International Telecommunication Union (ITU) entschied sich für einen Kompromiss zwischen X2 und K56Flex (des Anbieters Rockwell, Anm. d. Red.).

CW: Woran lag das?

BENHAMOU: Der Standardisierungsprozess war sehr zäh, dadurch verloren wir unseren Wettbewerbsvorteil. Und da im Modemgeschäft die Margen sehr klein sind, rutschte dieser Unternehmensteil in die roten Zahlen. Deshalb haben wir diesen Geschäftsbereich wieder ausgegliedert und auf eigene Füße gestellt.