Team-Downsizing

5 Tipps bei DevOps-Personalabbau

08.04.2024
Von 


Isaac Sacolick ist Autor des Amazon-Bestsellers "Diving Digital: The Leader's Guide to Business Transformation thourh Technology". Er schreibt als freier Autor unter anderem für unsere US-Schwesterpublikation CIO.com.

 
Diese Tipps unterstützen DevOps-Profis dabei, die emotionalen und praktischen Folgen von Entlassungen innerhalb ihrer Teams zu bewältigen.
Personalabbau mit Dominoeffekt? So verhindern Sie, dass Ihr (DevOps-)Team nach Entlassungen zerfällt.
Personalabbau mit Dominoeffekt? So verhindern Sie, dass Ihr (DevOps-)Team nach Entlassungen zerfällt.
Foto: wan_wei - shutterstock.com

Die Situation, die entsteht, wenn DevOps-Teams von einem Stellenabbau betroffen sind, bringt ein Cartoon von "Comic Agilé" treffend auf den Punkt:

Für den Fall, dass ihre Teams (künftig) von Entlassungen betroffen sind, sollten Agile Delivery Manager, Data-Science-Teamleads oder IT-Ops-Manager einen Reaktionsplan in der Tasche haben. Die folgenden fünf Tipps helfen Ihnen dabei, sich und Ihr Team nach einem Stellenabbau wieder aufzurichten.

1. Teammitglieder unterstützen

Wenn Sie eine Führungsposition bekleiden, sollten Sie sich als erstes darüber Gedanken machen, wie sich Ihre Mitarbeiter fühlen, beziehungsweise, inwiefern diese persönlich vom Stellenabbau betroffen sind. Einige könnten wegen der Entlassung von Freunden oder Vertrauten Groll hegen, andere sich ängstlich fragen, ob es sie als nächstes trifft. Selbst wenn das Management eine transparente Kommunikation an den Tag legt (was allzu oft nicht der Fall ist), haben die verbliebenen Angestellten im Regelfall unbeantwortete Fragen.

Sie tun deshalb nach der Ankündigung von Personalmaßnahmen gut daran, im ersten Schritt einen Dialog zu eröffnen: Fragen Sie die Mitarbeiter nach ihrem Befinden und verbessern Sie Ihre Fähigkeit, aktiv zuzuhören. Weitere Schritte, die dazu beitragen können, Ihren Teammitgliedern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, sind:

  • Empathie aufbauen und vermitteln,

  • das Team auf eine gemeinsame Mission einschwören, oder

  • Dankbarkeit auch für die kleinsten Erfolge zeigen.

Finden Sie im Gespräch heraus, ob bestimmte Personen größere Sorgen und Ängste haben, oder das Risiko einer Kündigung besteht. Dabei sollten Sie individuell auf die jeweilige Person eingehen und versuchen, deren Befürchtungen zu lindern. Vergessen Sie dabei nicht, Ihren Teams auch die nötige Zeit zuzugestehen, um die Geschehnisse verarbeiten und sich der neuen Situation anpassen zu können. Nach einem Personalabbau direkt auf Sprint-Verpflichtungen und unbearbeitete Tickets zu pochen, ist unsensibel und dürfte auch nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen.

2. Karriereziele (re-)evaluieren

Nachdem Sie mit Ihren Teams kommuniziert und die Gespräche reflektiert haben, sollten Sie Ihre persönliche Situation und die Auswirkungen der Entlassungen auf Sie selbst betrachten:

  • Haben sich Ihre Verantwortlichkeiten verändert oder sind Sie mit unrealistischen Zielen konfrontiert?

  • Fühlen Sie sich der Mission Ihres Unternehmens noch verpflichtet?

Wenn Sie die Antworten auf diese Fragen eruieren, sollten Sie auch auf Ihre innere Stimme und Ihr Bauchgefühl hören. Drei empfehlenswerte Bücher zu diesem Thema:

Zudem sollten Sie in Betracht ziehen, Ihrer Karriereziele zu re-evaluieren. Dazu können Sie beispielsweise Karriere-Checklisten zu Rate ziehen.

3. Reviews anberaumen

Agile Organisationen und Teams, die von Personalabbau betroffen sind, sollten Schritte unternehmen, um folgende Punkte einem Review zu unterziehen:

  • Roadmaps,

  • kurzfristige Prioritäten,

  • Erwartungen an Minimal Viable Capabilities, und

  • User-Story-Anforderungen.

Das Ausmaß dieses Review-Prozesses richtet sich dabei nach dem Umfang der Personalmaßnahmen. Er wird unumgänglich, wenn kritische Skills nicht mehr vorhanden sind. Eine Organisation, deren Belegschaft um zehn Prozent schrumpft, muss eventuell nur kommende Sprints und Release-Verpflichtungen überprüfen. Bei 30 Prozent der Mitarbeiter ist es hingegen unter Umständen nötig, Roadmaps komplett neu zu erstellen.

Größere Entlassungswellen sollten außerdem eine Diskussion über die digitale Transformationsstrategie, Kundenbedürfnisse und die Produktvision auslösen: Sind die ursprünglichen Annahmen noch gültig oder erfordern die Umstände eine strategische Neuausrichtung?

4. Technische Prioritäten setzen

Jede IT-Abteilung hat technische Prioritäten und technische Schulden. Ebenso wie Roadmaps und Produktvisionen in Kooperation mit Produktmanagern überdacht werden müssen, wenn Teams schrumpfen, sollte auch die IT-Strategie zumindest überdacht werden. Diese Bereiche könnten dazu in Angriff genommen werden:

  • Schlagen Sie vor, nicht ausgelastete Legacy-Systeme abzuschalten. Ist ein Unternehmen erst einmal im Sparmodus, sind die Verantwortlichen möglicherweise offener dafür, Altsysteme über Bord zu werfen, die strategisch weniger wichtig sind oder Geschäftsanforderungen in geringerem Maße erfüllen.

  • Ziehen Sie Automatisierung und AIops in Betracht. Das kann Sie dabei unterstützen die Effizienz steigern - insbesondere in geschäftskritischen Bereichen, wo ein Personalmangel die Service Delivery beeinträchtigen kann. Chancen können hierbei in CI/CD, Infrastructure as Code, Continuous Testing und IT-Service-Automatisierung liegen.

  • Überdenken Sie die Service-Level-Ziele der Teams. Befolgen Sie die Best Practices für Site Reliability Engineering und Service-Level Agreements. Wenn der Personalbestand des IT-Servicedesks halbiert wurde, ist es wahrscheinlich, dass die Reaktionszeiten auf Vorfälle und die Ziele für die Bearbeitung von Anfragen angepasst werden müssen.

  • Versuchen Sie Cloud-Kosten zu reduzieren. In Zeiten des Wachstums ist es für DevOps-Teams und IT-Abteilungen ein Leichtes, mehr Cloud-Dienste zu buchen - die dann eventuell unbemerkt und unnötigerweise weiterlaufen.

  • Konsolidieren Sie Tools und Plattformen. Sich überschneidende Funktionen machen nicht produktiver. Dieser Punkt ist besonders wichtig, weil ein gemeinsamer Stack und ein gemeinsames Toolset innerhalb der IT-Abteilung oft zu Produktivitätssteigerungen führen und einen Kulturwandel bewirken können.

  • Suchen Sie nach Partnern und Outsourcing-Möglichkeiten. Insbesondere Bereiche, in denen nach einem Personalabbau akute Unterbesetzung herrscht, sollten Sie hierbei in den Blick nehmen. In der Vergangenheit gab es vielleicht Widerstände, Managed Services für Cloud, Sicherheit oder Netzwerkmanagement in Betracht zu ziehen. Nach einer einschneidenden Umstrukturierung könnte es ein wichtiger Schritt nach vorne sein.

Auch wenn Sie nicht zu den treibenden Kräften dieser Umstrukturierungen gehören: Es schadet nie, Fragen zu stellen und sich in die Diskussion darüber einzubringen, was die künftige IT-Organisation für den Erfolg benötigt.

5. Lernen und experimentieren

Ein Personalabbau kann sich besonders negativ auf das Knowhow im Unternehmen auswirken - insbesondere, wenn es dabei um spezifische Geschäftsprozesse oder Spezialwissen im Zusammenhang mit Technologieplattformen geht. Erhebliche Risiken können im Bereich des "Stammeswissens" entstehen, wo es um nicht dokumentierte Technologien oder komplexe, manuelle Prozesse geht. Mit Blick auf DevOps-Teams könnte ein Stellenabbau dazu führen, dass Kenntnisse im Bereich der Softwareentwicklung abhandenkommen.

Das ist der richtige Zeitpunkt, um in die Zukunft zu blicken und in Lernprozesse und Systemdokumentierung zu investieren. Investitionen in lebenslanges Lernen sind der Schlüssel zum Change - insbesondere, wenn Ressourcen und Budgets betroffen sind. Ebenfalls wichtig ist, ständig zu experimentieren. Gerade in schwierigen Zeiten kann es hilfreich sein, die Kreativität des Teams herauszufordern und neue Herausforderungen zu stellen. Das könnte sich beispielsweise in Experimenten mit Innovationen manifestieren.

Rezession, Personalabbau, Umstrukturierungen und Übernahmen gehören zur Geschäftswelt. Die Art und Weise, wie Führungskräfte und Teams damit umgehen, kann dazu beitragen, dass die Teamkultur nicht vor die Hunde geht und die verbliebenen Mitarbeiter eine vielversprechende Zukunftsperspektive haben. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.