VW findet das Gold in den Prozessen

28.11.2001
Von Christian Zillich

Schwierige Anbindung von Legacy-Systemen

Auch ohne diesen zusätzlichen Hemmschuh verlief die Entwicklung der Plattform nicht immer reibungslos. Wie Neumann einräumte, bestand die besondere Herausforderung darin, die komplexe Wertschöpfungskette der Automobilindustrie in den Softwareprodukten abzubilden und mit den Legacy-Systemen zu verbinden: „Die größte Schwierigkeit bei der Angelegenheit ist das Schnittstellen-Management und die Erstellung der Middleware.“ Inzwischen ist das Problem mit dem Einsatz der Middleware-Plattform „Websphere“ des Technologiepartners IBM anscheinend gelöst.

Auch das ambitionierte Projekt für das Kapazitäten-Management, „E-Cap“, kämpfte mit einigen Schwierigkeiten. Die Lösung basiert zu rund 80 Prozent auf den Backend-Systemen des Automobilkonzerns. Dem Anbieter von Supply-Chain-Management-Applikationen i2 Technologies wurde die Entwicklung des Frontends übertragen. „Da waren auf beiden Seiten Lernprozesse notwendig“, so Martin Hofmann, Leiter der Konzern-Beschaffungsplanung und -strategie sowie Projektleiter B2B Marktplatz.

Kapazitäten-Management mit 1500 Zulieferern

Softwareanbieter würden häufig die Komplexität in der Automobilbranche unterschätzen. Allein die Zahl der zu verwaltenden Einzelteile, Komponenten und Verbindungen sei hier extrem hoch. Außerdem fertige VW mehr als 85 Prozent seiner Fahrzeuge im Build-to-Order-Verfahren. „Hinzu kommt, dass viele Softwareunternehmen in der aktuellen Situation nicht mehr über so viele Kundenkapazitäten und finanzielle Ressourcen verfügen wie noch vor einem Jahr“, ergänzte Hofmann mit Blick auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von i2.

Mittlerweile wurden offenbar die technischen Probleme weitgehend überwunden. 200 Lieferanten sind bereits eingebunden, im ersten Quartal 2002 sollen 200 weitere hinzukommen. Der Planungszeitraum reicht von vier Tagen bis zu 24 Monaten. Der Zulieferer benötigt lediglich einen Internet-Zugang, sein Passwort und die entsprechenden Teilenummern.