TomTom Traffic & Co.

Diese Verkehrslage-Dienste gibt es für Autofahrer

14.10.2018
Von 
Hans-Christian Dirscherl ist Redakteur der PC-Welt.

Here: Kostenlos und genau

Auch Nokia besaß mit Nokia Here Traffic (ehemals Ovi Maps oder Nokia Maps) einen Verkehrslage-Dienst samt Kartendienst Here Maps. Dieser verblieb auch nach dem Verkauf der Smartphone- und Handy-Sparte an Microsoft lange Zeit noch bei den Finnen. Nokia verkaufte damals seine Verkehrslagedaten nicht nur an Microsoft für die Windows Phone-Geräte, sondern auch an andere Unternehmen wie Garmin, das Nokia-Here-Verkehrslagedaten in seinen Navigationsgeräten wie der Nüvicam verwendet.

Das Kartenmaterial für Here Maps geht zurück auf Navteq, das Nokia im Jahr 2007 aufgekauft hat. Navteq war neben Teleatlas, das mittlerweile zu TomTom gehört, der wichtigste Lieferant von exaktem Kartenmaterial für Navigationsgeräte. Navteq liefert wie oben erwähnt auch die Echtzeit-Verkehrsinformationen für Nokia Here. Einer der bekanntesten Abnehmer dieser Echtzeit-Verkehrsinformationen von Navteq ist der Navigationsgeräte-Hersteller Garmin, zu dem auch die Navigon-Navigations-App gehört. Garmin vermarktet diese Verkehrslage-Informationen für seine Geräte unter der Bezeichnung Garmin Live Traffic.

Google Maps mit Stau-Anzeige
Google Maps mit Stau-Anzeige

Here gehört Audi, BMW und Daimler

Der gesamte Kartendienst von Here gehört seit dem 4.12.2015 einem Konsortium aus Audi, BMW und Daimler.

Aktuell basieren die Karten von Here auf rund 80.000 Quellen. Dazu gehören statische 3D-Daten, die Here mit seiner eigenen Fahrzeugflotte erfasst, wie auch dynamische Daten. Jeden Tag reichert Here seine Plattform mit Milliarden von Verkehrsflussdaten und anderen dynamischen Daten an, wie sie von vernetzten Geräten und Sensoren vernetzter Fahrzeuge generiert werden.

Um den nächsten Schritt in der Entwicklung von Echtzeitkarten zu gehen, wird Here sondieren, anonymisierte Daten aus vernetzten Fahrzeugen von Audi, BMW und Daimler zu integrieren. Gespräche sollen in den kommenden Monaten auch mit anderen Unternehmen geführt werden. Die Anreicherung der Here-Plattform mit Daten aus der größtmöglichen Anzahl von Quellen soll die Entwicklung der nächsten Generation von Karten weiter beschleunigen. Diese Karten sind eine zentrale Komponente für die Automatisierung des Fahrens. Jeder Kunde von Here aus der Autobranche kann von ihr profitieren, wie Here, das als eigenständiges Unternehmen weiter besteht, verspricht.

Vier von fünf Neuwagen mit integriertem Navigationssystem, die in Europa und Nordamerika verkauft werden, haben das Kartenmaterial von Here an Bord, wie Audi, BMW und Daimler betonen. In Zukunft sollen die Fahrzeuge dank dieser Karten beispielsweise um die Ecke schauen und dadurch Gefahrenstellen auf den Straßen frühzeitig erkennen können, um das eigene Fahrverhalten entsprechend anzupassen und den Fahrer auf die Situation vorzubereiten.

Here WeGo-App lotst Auto, ÖPNV, Fahrradfahrer und Fußgänger

Here können Sie nicht nur im Browser auf dem PC nutzen, sondern auch als App für iOS und Android. Seit dem 27. Juli 2016 heißt diese Smartphone-App nicht mehr Here Maps, sondern Here WeGo. Von dieser wenig originellen Namensänderung einmal abgesehen navigiert Here WeGo nun aber nicht nur Autofahrer, sondern auch Fahrradfahrer und Fußgänger. Zudem zeigt die App Nahverkehrsverbindungen zum Ziel an, inklusive der Abfahrtszeiten. Außerdem kann die App in ausgewählten Städten auch Fahrten mit Taxis sowie Carsharing mit Car2Go vermitteln. Bei den Taxis wird der voraussichtliche Preis und die Wartezeit angezeigt.

Zu den großen Stärken von Here WeGo (Here Maps) zählen die Echtzeitverkehrslageinformationen und die Tatsache, dass man das gesamte Kartenmaterial komplett auf das Smartphone herunterladen kann. Damit kann man dann unterwegs auch ohne Mobilfunkverbindung navigieren. Außerdem gibt es Turn-by-Turn-Sprachanweisungen und man kann während der Fahrt mit einem Fingertipp eine Übersichtskarte der gesamten Route anzeigen lassen.

Für Windows 10 Mobile dagegen ist die Here-Karten-App ab dem 30. Juni außer Funktion. Windows-Phone-8-Nutzer können Here zwar weiterhin nutzen, bekommen aber keine neuen Funktionen und auch keine neuen Karten mehr.

Google Maps mit Echtzeitverkehrslage: Gratis und genau

Aus dem Herausforderer Google Maps (ehemals Google Maps Navigation) ist längst der Platzhirsch unter den Navigationslösungen für Desktop und Mobile geworden. Sozusagen der Standard, mit dem sich alle Konkurrenten messen müssen.

Google Maps bietet exakte Verkehrslage-Informationen (Google Live Traffic), die mittlerweile nicht nur in Ballungsgebieten und auf Fernstraßen ziemlich exakt den Verkehrsfluss anzeigen, sondern mit der zunehmenden Verbreitung von Android-Smartphones auch auf dem flachen Land einigermaßen zeitnah vor Staus warnen.

In sehr dünn besiedelten oder abgelegenen Regionen wie dem Bayerischen Wald zum Beispiel sieht es mit den Verkehrslagedaten von Google Maps stellenweise noch nicht ganz so gut aus, hier kann Google vielleicht manchmal noch keine ausreichenden Informationen liefern. Doch die meisten Staus beziehungsweise Verkehrsbehinderungen gibt es ohnehin auf den Autobahnen und in den Großstädten. Insofern dürften die Verkehrslagedaten von Google Maps für viele Autofahrer völlig ausreichend sein, zumal sie vollkommen kostenlos sind.

Google Maps zeigt auch Höhenmeter an.
Google Maps zeigt auch Höhenmeter an.

Tipp: Sie können sich mit Google Maps auch die Höhenmeter anzeigen lassen. Allerdings nur im Routenmodus für Fahrradfahrer. Wie das geht, lesen Sie in unserem Tipp So erhalten Sie Höhenangaben und Höhenmeter über Google Maps.

Offline-Nutzung der Karten in der App möglich

Nutzt man Google Maps nicht auf dem PC, sondern als App auf dem Smartphone, hatte man lange Zeit das Problem, dass man das Kartenmaterial fortlaufend während der Fahrt herunterladen musste. Das hat sich aber schon vor längerer Zeit geändert: Die Google-Maps-App bietet mittlerweile auch die Möglichkeit, das Kartenmaterial für einen bestimmten Bereich auf das Smartphone herunterzuladen. Damit erspart man sich das fortlaufende Herunterladen der Karten während der Fahrt und es entfällt die Notwendigkeit, während der Fahrt immer eine gute Mobilfunkverbindung zur Verfügung zu haben. Außerdem belastet Google Maps dann nicht das monatliche Traffic-Volumen des Mobilfunkvertrags und verursacht im Nicht-EU-Ausland keine Roamingkosten. Nachteil: Sie müssen natürlich vor Fahrtantritt wissen, wohin Sie fahren. Denn unterwegs können Sie nur dasjenige Kartenmaterial offline nutzen, dass Sie sich zuvor zu Hause im WLAN heruntergeladen haben. Seit kurzem gibt es dazu als Ergänzung auch noch einen "Nur WLAN"-Modus.

Komplett neu in Google Maps ist die übersichtlichere Darstellung von "Meine Orte" sowie die Integration von Taxi-Diensten in die Routenberechnung.

Google Maps dürfte für Android-Smartphones und Android-Tablets derzeit die Navigationslösung mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis sein. Google Maps kommt auch in Android Auto und Mirrorlink, den beiden Infotainmentschnittstellen für Autos, zum Einsatz. Für iPhones gibt es Google Maps ebenfalls, hier konkurriert Google Maps mit seinen Echtzeit-Verkehrslageinformationen direkt mit der Apple-Karten-App und deren TomTom Traffic Infos (siehe unten). Für Carplay steht Google Maps dagegen nicht zur Verfügung.

Doch woher bekommt denn nun Google Maps seine Informationen?

Google erfasst für die Verkehrslage die Fortbewegungen von Fahrzeugen, in denen sich Android-Smartphones oder Android-Tablets befinden. Die Besitzer der Android-Geräte müssen dafür die GPS-Funktion ihres Androiden aktiviert haben, Google Maps verwenden, auf Google Maps ihren Standort anzeigen lassen und diese Positionsdaten übermitteln lassen.

Google Maps sendet anonymisiert die Standortdaten des Androiden an die Google-Server - von jedem Punkt der Erde aus. Dort wird daraus berechnet, wie schnell sich der Android-Smartphone-Besitzer fortbewegt. Diese Informationen werden dann abgeglichen mit den Infos vieler, vieler weiterer Smartphones, die ebenfalls ihre Lokalisationsdaten übermitteln. Daraus entsteht dann ein mehr oder weniger wirklichkeitsgetreues Abbild der Straßenlage, das Sie sich auf Google Maps anzeigen lassen können, wenn Sie die Ebene (Layer) "Verkehr" auswählen. Je nach Verkehrslage/Staulage markiert Google Maps die Route farblich unterschiedlich, wobei rot eingefärbte Abschnitte auf Stau hindeuten.

Natürlich hängt die Effektivität dieses Systems von der Zahl der teilnehmenden Android-Benutzer ab. In den USA, wo Google Maps schon deutlich früher als in Deutschland gestartet ist, waren die Verkehrsinformationen lange Zeit exakter und flächendeckender als in Deutschland. Mit dem großen Erfolg von Android und der weit gehenden Verbreitung von Android-Smartphones wurden aber auch in Deutschland die Google-Verkehrslagedaten immer genauer und für immer mehr Straßen verfügbar.

In unserem konkreten Testfall an einem späten Nachmittag auf der A9 von München Richtung Autobahn-Dreieck Hallertau konnte Google die Verkehrslage recht treffend abbilden - offensichtlich standen etliche weitere Android-Smartphone-Besitzer mit mir zusammen im alltäglichen Feierabendstau auf der Autobahn…

Mit diesen Verkehrsinformationen und Google Maps lässt sich aus einem GPS-fähigen Smartphone ein leistungsfähiges Navigationsgerät machen .

Einen Haken hat das kostenlose Google Maps allerdings: Jeder Benutzer liefert dem Datenkraken damit genaue Positionsdaten. Diese sollen zwar anonymisiert sein, wie Google verspricht. Aber trotzdem beschleicht den einen oder anderen Nutzer dabei vielleicht ein schlechtes Gefühl.

Die Karten-App von Apple lotst erstaunlich exakt. Dank der Verkehrslagedaten von TomTom Traffic.
Die Karten-App von Apple lotst erstaunlich exakt. Dank der Verkehrslagedaten von TomTom Traffic.

Karten-App von Apple - mit TomTom Traffic

Was Google kann, können wir schon lange, dachte sich Apple und brachte 2012 mit iOS 6 seine eigene Karten-App heraus. Google Maps, das bis dahin als Karten-App unter iOS diente, kickte Apple erstmals vom iPhone; Google Maps lässt sich aber als App aus dem App Store nachinstallieren. Apple erntete prompt schallendes Gelächter, Spott und Hohn, weil die Karten-App von Apple anfangs voller Fehler steckte, Tim Cook entschuldigte sich sogar für die Pleite bei den Apple-Kunden.

Doch Apple verbesserte seine Karten- und Navigationslösung konsequent weiter. Mittlerweile ist sie richtig gut und bietet genauso wie Google Maps auch Verkehrslagedaten mit dynamischer Stauumfahrung. Und die sind erstaunlich exakt. Apple verwertet für die Anzeige der Verkehrslage nicht nur die Bewegungsdaten der iPhones - so wie es Google mit den Android-Bewegungsdaten für Google Maps macht, sondern zusätzlich fließen die bewährten TomTom-Traffic-Verkehrslagedaten in die Stauvorhersage mit ein. Damit eignet sich die Karten-App von Apple sehr gut zur exakten Navigation und macht in einem Auto mit Carplay ein fest eingebautes teures Navigationsgerät überflüssig. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Seat Ibiza Connect mit Apple Carplay.

Das Kartenmaterial für Apple Karten stammt übrigens nicht nur von TomTom, sondern von verschiedenen Zulieferern. (PC-Welt)