Studie SAP S/4HANA 2022

S/4HANA treibt Prozessoptimierung

26.07.2022
Von 
Dr. Andreas Schaffry ist freiberuflicher IT-Fachjournalist und von 2006 bis 2015 für die CIO.de-Redaktion tätig. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Berichterstattung liegen in den Bereichen ERP, Business Intelligence, CRM und SCM mit Schwerpunkt auf SAP und in der Darstellung aktueller IT-Trends wie SaaS, Cloud Computing oder Enterprise Mobility. Er schreibt insbesondere über die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen IT und Business und die damit verbundenen Transformationsprozesse in Unternehmen.
SAP S/4HANA setzt sich in Unternehmen durch. Der Wechsel auf diese ERP-Suite, häufig mittels RISE-with-SAP-Programm, hält aber Herausforderungen bereit.
SAP S/4HANA sorgt für optimierte Prozesse im Unternehmen.
SAP S/4HANA sorgt für optimierte Prozesse im Unternehmen.
Foto: Andrii Yalanskyi - shutterstock.com

Eines steht fest: Unternehmen, die SAP-Software einsetzen, kommen mittel- und langfristig nicht um den Umstieg auf die ERP-Suite SAP S/4HANA und damit um die Modernisierung ihrer IT- beziehungsweise SAP-Landschaft herum. Das ist das zentrale Ergebnis der aktuellen Studie zu "SAP S/4HANA", die CIO und COMPUTERWOCHE zusammen mit den Partnern Scheer, SNP Schneider-Neureither & Partner, All for One Group, Celonis, Lufthansa Indsutry Solutions (LHIND) und SPIRIT/21 erstellt haben.

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Möglichkeit zur Prozessoptimierung

Den meisten Befragten ist das bewusst. Immerhin 35 Prozent setzen SAP S/4HANA bereits ein. Weitere 37 Prozent planen die Implementierung von SAP S/4HANA oder von SAP S/4HANA Cloud im Rahmen des RISE-with-SAP-Programms, davon 69 Prozent recht kurzfristig innerhalb der kommenden zwölf Monate. Knapp ein Viertel (23 Prozent) will in zwei bis drei Jahren auf SAP S/4HANA umsteigen. Die SAP-S/4HANA-Transformation hat weiterhin hohe Priorität. Einen Wettbewerbsvorteil verschaffen sich vor allem Unternehmen, die schnell umstellen. Sie werden den Anforderungen der "neuen Realität" besser gewachsen sein. Effizienzsteigerungen in der IT und in den Geschäftsprozessen oder die Einführung neuer digitaler Geschäftsmodelle erreicht ein Großteil mittlerweile mit einem Colourful-Ansatz", kommentiert Jörg Kaschytza, Vice President of Global Solutioning & Enablement, SNP SE, das Ergebnis.

Als Hauptkriterium für den Umstieg auf SAP S/4HANA nennt ein Viertel der Befragten die Möglichkeit zur Prozessoptimierung und zur geschäftlichen wie auch digitalen Transformation. "Die hohe Bedeutung der Prozessoptimierung können wir bestätigen, denn die gezielte Anpassung beziehungsweise Standardisierung verschiedener Prozesse deckt enorme Potenziale im System auf. Dies vereinfacht die Wartbarkeit und begünstigt eine weniger komplexe Systembetreuung sowie ein effizienteres Handling des Systems für den Kunden und seine Endanwender", erläutert Oliver Hafner, Head of Cloud Managed Services, Scheer GmbH.

Digitale Transformation braucht neues ERP

Es kommt also nicht von ungefähr, dass bei der Hälfte der Befragten der Einsatz von SAP S/4HANA und vor allem von SAP S/4HANA Cloud "sehr große" oder "entscheidende" Bedeutung in Bezug auf die digitale Transformation zukommt. "Die Migration nach SAP S/4HANA bietet die Chance, interne Prozesse neu zu denken und effizienter zu gestalten. Sie legt damit eine wichtige Grundlage für die digitale Unternehmenstransformation. Neue Funktionen und moderne Benutzeroberflächen vereinfachen die Nutzung von SAP-Applikationen. So lassen sich gerade im mittelständischen Umfeld völlig neue Potenziale heben", erklärt Steffen Enderle, SAP Business Development Executive bei SPIRIT/21 GmbH.

Ähnlich argumentiert Horst Lambauer, Senior Director Cloud ERP bei All for One Group SE, jedoch mit Fokus auf die Cloud. "In der heutigen volatilen Zeit benötigen Unternehmen ein flexibles, schnelles und innovatives System. Regelmäßig sich ändernde Geschäftsmodelle und Organisationsstrukturen müssen einfach an damit verbundene Prozesse angepasst werden können. Diese Dynamik lässt sich nicht mit einem klassischen ERP-Betriebsmodell erzielen. Da sämtliche Systeme unternehmensweit auf demselben technischen Stand sein und durchgängig ineinandergreifen müssen, wird das nur durch den Einsatz in der Cloud erreicht."

Einfachere Prozesse, mehr Flexibilität

Nicht alle Unternehmen gewichten die Bedeutung von SAP S/4HANA für die digitale Transformation gleich hoch. Besonders groß sind die Unterschiede in der Bewertung zwischen mittelgroßen Firmen (500 bis 999 Beschäftigte) und großen Unternehmen (1.000 und mehr Beschäftigte). Von Letzteren weisen 57 Prozent SAP S/4HANA eine sehr große bis entscheidende Bedeutung in Bezug auf die Digitalisierung zu, bei mittelgroßen sind es nur 35 Prozent, während es bei kleineren Firmen immerhin noch 48 Prozent sind.

87 Prozent der Befragten erwarten durch den Einsatz dieser ERP-Software einen generellen geschäftlichen Nutzen für das Business: in erster Linie die schnelle und flexible Anpassung an neue geschäftliche Herausforderungen und einfachere und effizientere Geschäftsprozesse. "Diese Erwartungshaltung teilen wir, denn im Zuge von SAP-S/4HANA-Transformationsprojekten ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass es oftmals sogenannte Weak Points im System gibt. Häufig gibt es Prozesse, deren Performance nicht passt und die durch SAP S/4HANA simplifiziert und somit performanter gestaltet werden können", sagt Oliver Hafner.

RISE with SAP gewinnt an Bedeutung

Aufschlussreich ist, dass das Business-Transformation-as-a-Service-Programm RISE with SAP für den Umstieg oder Einstieg in die SAP-S/4HANA-Welt in der Cloud (Public Cloud oder Private Cloud Edition) an Bedeutung gewinnt. 42 Prozent der Befragten planen den Wechsel mithilfe dieses Programms, das gegenwärtig von 29 Prozent genutzt wird. Vor allem für kleinere Betriebe und mittelgroße Unternehmen scheint das RISE-with-SAP-Angebot besonders attraktiv zu sein. Das gilt sowohl in Bezug auf die Anzahl der Beschäftigten (bis 499 = 49 Prozent; zwischen 500 und 999 = 45 Prozent) als auch den Umsatz (bis 99 Millionen Euro = 44 Prozent; zwischen 100 und 999 Millionen Euro = 47 Prozent).

Laut Jörg Kaschytza bietet "RISE with SAP Anwenderunternehmen eine Lösung für zwei elementare Entwicklungen: Den Wechsel nach SAP S/4HANA und den in die Cloud. Der gemeinsame Umzug bietet gleich mehrere Vorteile: eine Digitalisierung der IT-Landschaft mit hohem Innovationspotenzial, neue Komponenten und kürzere Workflows. Zudem profitieren Unternehmen bei der Umsetzung von niedrigeren Projektkosten, reduzierten Projektlaufzeiten und geringeren Systemausfällen. Aufgrund dieser Vorteile wird RISE with SAP immer häufiger von Kunden angefragt." Der "Hype" um RISE with SAP dürfte auch damit zusammenhängen, dass SAP in diesem Programm die einzelnen Komponenten in einem einzigen Paket (one Offer) und einem einzigen Vertrag (one Contract) bündelt.

Gut vorbereitet auf SAP-S/4HANA-Umstieg

Die Studie förderte darüber hinaus weitere spannende Erkenntnisse zutage. Zum Beispiel die, dass die meisten Firmen den Umstieg auf SAP S/4HANA strategisch angehen, sei es im Rahmen einer dezidierten SAP-S/4HANA- oder allgemeinen SAP-Strategie (37 beziehungsweise 41 Prozent). In 86 Prozent der Fälle ist der Wechsel auch in einen umfassenderen Change-Prozess eingebettet. "Das Interesse an einer Systemtransformation, die über SAP S/4HANA hinausgeht und ein größeres Programm umfasst, überrascht nicht. Ereignisse, wie zum Beispiel Mergers and Acquisitions, die Verbreitung von Anwendungen, die sich oft überschneiden, und die Notwendigkeit, Technologien zu rationalisieren, um Kosten zu senken, treiben diesen Impuls voran. Das ist auch ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Unternehmen versuchen, das Problem der Beseitigung versteckter Ineffizienzen innerhalb ihrer Organisation zu überwinden", verdeutlicht John Santic, Director of Product Marketing, System Transformation, Celonis SE.

Von den Unternehmen, die mithilfe klassischer Ansätze - Greenfield, Brownfield, Colourfield - auf diese ERP-Suite von SAP umsteigen, bevorzugt ein Drittel die hybride Colourfield-Methode, also einen Mix aus Greenfield- und Brownfield-Ansatz. 31 Prozent entscheiden sich für den Brownfield-Ansatz (technische System Conversion) und 22 Prozent für den Greenfield-Ansatz und damit für eine komplette Neuimplementierung. Egal mit welchem Ansatz der Wechsel auf SAP S/4HANA erfolgt: Ausschlaggebend für den Erfolg eines solchen Transformationsprojekts ist eine gute Vorbereitung. 91 Prozent der Unternehmen stellen daher im Vorfeld ihre Prozesse und Workflows auf den Prüfstand. 30 Prozent analysieren Prozesse und Workflows "grundlegend", 61 Prozent "zumindest in Teilen".

SAP S/4HANA und die Rolle der SAP BTP

Im Zusammenhang mit SAP S/4HANA kommt auch der cloudbasierten SAP Business Technology Platform (SAP BTP) eine wichtige Rolle zu. 43 Prozent der Befragten nutzen die Plattform zur Integration unterschiedlicher standardisierter Business-Services oder planen dies. Jeweils 35 Prozent setzen sie zur Entwicklung innovativer Cloud-Lösungen ein sowie für geschäftliche Analysen. Doch aufgepasst: Die wichtigsten IT- und Software-Innovationen setzt die Mehrheit der Befragten noch außerhalb von SAP um, nur 41 Prozent "eindeutig" oder "eher" innerhalb der SAP-Welt.

32 Prozent verwenden auch BTP-Tools und -Services für künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen (ML), robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA) und das Internet der Dinge (IoT) oder wollen dies tun. "Unternehmen sollten SAP S/4HANA als Eintrittskarte in eine intelligentere vernetzte Welt betrachten. Sie sind in der Pflicht, sich bereits heute Gedanken über den Einsatz von AI, RPA und anderer neuer Technologien zu machen. Es ist wichtig, diese jetzt in die Geschäftsprozesse zu integrieren, um damit schneller, effizienter und resilienter agieren zu können", erläutert Carsten Fleer, Vice President SAP, Lufthansa Industry Solutions.

Immerhin 28 Prozent nutzen die SAP BTP als Integrationsplattform für Drittsoftware. Umgekehrt gestaltet sich die Integration von SAP S/4HANA in die eigene IT-Landschaft meist schwieriger als die Softwerker aus Walldorf dies kommunizieren. Das sagen rund zwei Drittel der Befragten, was zeigt, dass es in diesem Punkt noch Verbesserungsbedarf gibt.

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Foto: Research Services: erdenbuerger - kreative kommunikation

Studiensteckbrief

  • Herausgeber: CIO, CSO und COMPUTERWOCHE

  • Platin-Partner: Scheer GmbH; SNP Schneider-Neureither & Partner SE

  • Gold-Partner: All for One Steeb c/o All for One Group SE; Celonis Deutschland GmbH; Lufthansa Industry Solutions GmbH & Co. KG; SPIRIT/21 GmbH

  • Grundgesamtheit: Oberste (IT-)Verantwortliche von Unternehmen in der D-A-CH-Region: strategische (IT-)Entscheider im C-Level-Bereich und in den Fachbereichen (LoBs), IT-Entscheider und IT-Spezialisten aus dem IT-Bereich

  • Teilnehmergenerierung: Persönliche E-Mail-Einladung über die Entscheiderdatenbank Entscheiderdatenbank von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE sowie - zur Erfüllung von Quotenvorgaben - über externe Online-Access-Panels

  • Gesamtstichprobe: 340 abgeschlossene und qualifizierte Interviews

  • Untersuchungszeitraum: 30. März bis 6. April 2022

  • Methode: Online-Umfrage (CAWI)

  • Fragebogenentwicklung & Durchführung: Custom Research Team von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE in Abstimmung mit den Studienpartnern