Cloud treibt Business

Oracle will Cloud-Infrastruktur ausbauen

15.06.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Nach den SaaS-Applikationen zieht nun auf das Infrastruktur-Geschäft in der Cloud an, sagten die Oracle-Verantwortlichen und mokierten sich über schwerfällige und teure Systeme des Erzrivalen SAP.
Oracle setzt alles auf die Cloud-Karte.
Oracle setzt alles auf die Cloud-Karte.
Foto: Sundry Photography - shutterstock.com

Bessere Geschäfte mit Cloud-Infrastruktur und die Übernahme des Healthcare-IT-Spezialisten Cerner sollen das Oracle-Business in den kommenden Quartalen antreiben, sagten die Verantwortlichen des Datenbankspezialisten anlässlich der Bilanzpräsentation für das vierte Quartal sowie das gesamte Fiskaljahr 2022. Bis dato hätten vor allem die Software-as-a-Service- (SaaS-)Lösungen das Wachstum im Cloud-Geschäft befeuert, konstatierte Oracle-CEO Safra Catz. "In diesem 4. Quartal haben wir aber auch einen starken Anstieg der Nachfrage in unserem Infrastruktur-Cloud-Geschäft erlebt." Catz bezifferte das Wachstum in diesem Bereich währungsbereinigt auf 39 Prozent - nannte allerdings keinen konkreten Umsatz mit IaaS-Lösungen.

Insgesamt nahm Oracle in den Monaten April bis Juni 2022 gut 11,8 Milliarden Dollar ein. Das bedeutete ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Das Cloud-Geschäft habe dabei um 19 Prozent auf 2,9 Milliarden Dollar zulegen können, hieß es. Auch im gesamten Fiskaljahr 2022 wuchs der Umsatz um fünf Prozent auf über 42,4 Milliarden Dollar.

Oracle-Gewinn schrumpft

Allerdings schlagen sich die jüngsten Akquisitionen und die Kosten für den Ausbau der eigenen Cloud-Infrastruktur auf den Gewinn nieder. Im vierten Quartal verbuchte der IT-Konzern einen Profit von knapp 3,2 Milliarden Dollar, 21 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Im gesamten Fiskaljahr reduzierte sich das Plus unter dem Strich sogar um mehr als die Hälfte von etwa 13,7 auf 6,7 Milliarden Dollar.

Immerhin scheint Oracles Cloud-Strategie allmählich aufzugehen, auch wenn sich die Zahlen aus der Bilanz nur schwer herauslesen lassen, weil der IT-Anbieter klassisches On-Premises-Geschäft mit Cloud-Zahlen bunt zusammenmischt. Der größte Posten in der Oralce-Bilanz sind Cloud-Services und Lizenz-Support, also das klassische Wartungsgeschäft. Beides machte im abgelaufenen Finanzjahr mit knapp 30,2 Milliarden Dollar über 70 Prozent vom Oracle-Umsatz aus. Das Gros dieser Einnahmen dürfte der lukrativen Softwarewartung zuzuschreiben sein.

Das Lizenzgeschäft - On-Premises wie für die Cloud - wuchs im Gesamtjahr um neun Prozent von 5,4 auf 5,9 Milliarden Dollar. Auffällig an dieser Stelle: Allein im vierten Quartal legte dieser Bereich um 18 Prozent von 2,1 auf 2,5 Milliarden Dollar zu. Das könnte der Tatsache geschuldet sein, dass bei vielen Softwareanbietern gerade im Abschlussquartal oft viele Aufträge verbucht werden, oder die Kunden stärker Oracles Cloud-Lösungen nachfragen.

Die anderen Geschäftsbereiche spielen bei Oracle nur einen Nebenrolle. Der Hardware-Umsatz ging im Gesamtjahr erneut zurück, um fünf Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Dollar. Mit Services verdiente der Konzern ebenfalls rund 3,2 Milliarden Dollar, sechs Prozent mehr als im vorangegangenen Fiskaljahr.

Oracle macht seine Cloud flexibler

Oracle-Geschäft: America first

Ein Blick in die Zahlen offenbar darüber hinaus, dass Oracle vor allem in seinem US-amerikanischen Heimatmarkt punkten konnte. Fast das gesamte Umsatzplus geht auf das Konto der Americas-Region, die von 21,8 auf 23,7 Milliarden Dollar zulegen konnte. EMEA legte kaum zu, von 11,9 auf 12 Milliarden Dollar. Das Asien-Geschäft stagnierte bei etwa 6,75 Milliarden Dollar.

Oracle-Chefin Safra Catz will in den kommenden zwölf Monaten sechs weitere Cloud-Regionen eröffnen.
Oracle-Chefin Safra Catz will in den kommenden zwölf Monaten sechs weitere Cloud-Regionen eröffnen.
Foto: Oracle

Das Oracle-Management zeigte sich dennoch zufrieden und verwies in erster Linie auf hohe Wachstumsraten im Cloud-Business. CEO Catz kündigte an, im laufenden Finanzjahr 2023 weitere sechs Cloud-Regionen eröffnen zu wollen, zusätzlich zu den bereits in 20 Ländern bestehenden 38 Regionen. Oracle-Gründer, Chairman und Chief Technology Officer (CTO) Larry Ellison kündigte an, das Cloud-Wachstum weiter beschleunigen zu wollen. Dabei helfen sollen auch Branchenlösungen. Ellison hob vor allem den Healthcare- und den Financials-Sektor hervor.

Oracle-CEO Safra Catz: "SAP-Systeme sind teuer und klobig"

Für den Gesundheitsbereich hat Oracle gerade erst die 28,3 Milliarden Dollar teure Akquisition von Cerner abgeschlossen. Ellison kündigte an, die Cerner-Plattform mit neuen Funktionen für eine einfachere Bedienung ausbauen und tiefer in die eigenen Oracle-Infrastrukturlösungen integrieren zu wollen. Der Oracle-Gründer verwies außerdem auf eine starke Position bei Finanzdienstleistern. Die Bank of America sowie JPMorgan Chase würden bereits die eigenen Fusion-Appliaktionen nutzen. Im gerade abgeschlossen Quartal habe Oracle zudem die Citibank für das eigene ERP gewonnen - gegen den Erzrivalen SAP.

Die Oracle-Verantwortlichen lästerten über das Angebot des Konkurrenten. "Ich glaube, die Leute realisieren nicht, wie exorbitant teuer es ist, diese großen SAP-Systeme zu betreiben", sagte Catz. Die Rechenzentren müssten von hunderten, manchmal tausenden von Technikern betrieben werden. Die SAP-Systeme seien alt und klobig und sie würden auf Fusion ERP umgestellt, behauptete die Oracle-Managerin. Dies sei einfach eine völlig andere Welt, und die Kosten seien im Vergleich dazu winzig. "Ich glaube, das wird oft vergessen", so Catz. "Das gilt eigentlich für alle On-Premises-Systeme, aber insbesondere für die alten SAP-Systeme."