Elf neue Dienste

Oracle macht seine Cloud flexibler

23.03.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Dank der jüngsten Features der Oracle-Cloud sollen Anwender Ressourcen genauer und flexibler buchen können. Das senke die Kosten, verspricht der Anbieter.
Ein Cloud-Plan kann schnell komplex werden. Mit neuen Features will Oracle seinen Kunden mehr Flexibilität auf dem Weg dorthin bieten.
Ein Cloud-Plan kann schnell komplex werden. Mit neuen Features will Oracle seinen Kunden mehr Flexibilität auf dem Weg dorthin bieten.
Foto: Lightspring - shutterstock.com

Oracle hat angekündigt, sein Cloud-Infrastructure-(OCI-)Angebot um elf Dienste erweitern zu wollen. Dabei handelt es sich um zusätzliche Compute-, Storage- und Netzwerk-Angebote, die die Auswahl an Basis-Infrastruktur-Komponenten vergrößern sollen. Kunden könnten damit ihre Anwendungen schneller, sicherer und kostengünstiger betreiben, verspricht der Softwarehersteller.

Laut Oracle halten sich immer noch viele Missverständnisse in Bezug auf die Nutzung von Cloud-Angeboten. Beispielsweise gingen Kunden oft davon aus, ihre Anwendungen für die Cloud in jedem Fall umschreiben zu müssen. Sie erwarteten, dass versteckte Kosten auf sie zukämen und der Betrieb nicht skalierbar sei, weil eine Reihe unterschiedlicher Technologien zum Einsatz komme.

Cloud-Ressourcen besser kontrollieren

Mit den neu angekündigten Diensten, die im Laufe des Jahres herauskommen sollen, werde das Neuschreiben von Anwendungen entfallen. Außerdem werde der Betrieb entlastet und die Skalierung der benötigten Cloud-Ressourcen werde besser kontrollierbar. "Mit OCI lassen sich geschäftskritische Anwendungen schnell, sicher und wirtschaftlich ausführen", verspricht Clay Magouyrk, Executive Vice President, Oracle Cloud Infrastructure.

Warum die Cloud-Baustelle für Oracle teuer wird

Oracles neue Cloud-Dienste lassen sich in folgende drei Bereiche einteilen: Compute, Networking und Storage. Mit OCI Compute könnten Kunden flexibel zwischen Bare Metal- oder virtuellen Maschinen wählen, hieß es. Bare Metal Server böten hohe Performance und Kontrolle für klassische Unternehmensanwendungen. Virtuelle Maschinen ließen sich auf unterschiedliche Anforderungen von Anwendungen zuschneiden. Folgende Services erweitern Oracles Cloud-Portfolio:

  • Besondere Container-Instanzen sollen Anwendern das Aufsetzen und den Betrieb von Software-Containern erleichtern. OCI übernimmt dabei die Erstellung von Container-Instanzen mit einem eigens dafür optimierten Betriebssystem und weist automatisiert gesicherte sowie überwachte Netzwerk- und Storage-Ressourcen zu.

  • Mit "AMD E4.Dense Compute-Shapes" könnten Anwender auch Anwendungen, die kurze Storage-Latenzen brauchen, in die Cloud migrieren. Schnelle, direkt in den Compute-Einheiten integrierte Flash-NVMe-Laufwerke hielten die Antwortzeiten niedrig. Davon profitierten insbesondere Anwendungsbereiche wie Datenbank-Server - etwa relationale oder NoSQL-Datenbanken - virtualisierte Storage Arrays, Caching und Data Warehousing.

  • Oracle erweitert darüber hinaus die CPU-Optionen für seine virtuellen Maschinen in der Cloud. Neben Intel-Chips können Kunden künftig auch AMD-Server mit 32-, 64- oder 128-Core-Prozessoren ordern. Das erlaube Konfiguration von Servern mit mehr Prozessor-Rechenpower und mehr RAM. OCI biete 2,5-mal so viel Arbeitsspeicher und CPUs pro Host wie andere Angebote, hieß es.

OCI Networking soll Kundenrechenzentren sicher mit dem virtuellen Cloud-Netzwerk (VCN) in der Oracle-Cloud verbinden. Der Anbieter hat eigenen Angaben zufolge alle erforderlichen Komponenten wie Firewalls, Load Balancer und Peering Gateways optimiert, um die Provisionierung und das Management zu vereinfachen. Das OCI Netzwerk wird um folgende Funktionen erweitert:

  • "Content Delivery Network (CDN) Interconnect" verbindet kostenfrei den Object Store in der Oracle-Cloud mit ausgewählten CDN-Providern. Die Bereitstellung von Inhalten in Content Delivery-Netzwerken sei normalerweise mit erheblichen Kosten verbunden, hieß es. Diese Kosten würden mithilfe von OCI signifikant gesenkt. Als erster Anbieter hat Oracle in Nordamerika Cloudflare angebunden.

  • Der "Content Delivery Network (CDN) Service" soll die Verteilung digitaler Inhalte vereinfachen und dafür sorgen, dass Nutzerinnen und Nutzer von einer nahegelegenen Location aus bedient werden. Oracle liefert APIs, das User Interface (UI) und ermöglicht die Abrechnung für integrierte Lösungen, die den Object Store, Compute-Ressourcen und CDN umfassen. So könnten Anwender die sogenannten "Egress", also Datenbereitstellungsgebühren, im CDN reduzieren.

  • Die "Flexible Web Application Firewall" (WAF) soll Kunden-Applikationen vor Angriffen aus dem Internet schützen. Anwender könnten sich in der Oracle-Cloud mit einer einzigen WAF-Richtlinie gegen die häufigsten Exploits wie zu Beispiel "OWASP Top 10" wappnen. WAF-Richtlinien werden auf dem Load Balancer und/oder am Netzwerkrand, dem Edge, implementiert.

  • "Web Application Acceleration" (WAA) ist eine zusätzliche Caching-Funktion im Load Balancer, die die Reaktionszeiten für http-Anwendungen verbessern und den Traffic im internen Netz reduzieren soll.

  • Der "Network Visualizer" stellt die Netzwerk-Topologie und Datenpfade grafisch dar. Das erlaube Netzwerkadministratoren die Prüfung komplexer Konfigurationen und vereinfache die Fehleranalyse bei Connectivity-Problemen, verspricht der Anbieter.

  • "vTAP" erfasst und analysiert Netzwerkpakete in einem separaten Kanal ("Out-of-Band") und erlaubt so die Behebung von Fehlern, Sicherheitsprüfungen und Überwachung des Datenflusses, ohne damit die Netzwerk-Performance zu beeinträchtigen.

OCI Storage bietet Oracles Cloud-Kunden verschiedene Datenspeicheroptionen in Form von Objekt-, Datei-, Block-File- und Archivspeichern. Folgende Dienste erweitern das Cloud-Angebot:

  • Automatisches Tuning: Die Performance von Blockspeicher-Volumes passen sich automatisch dem veränderten Bedarf von Kunden-Anwendungen an. Damit ließen sich Spitzenlasten automatisch abfangen und Speicherkosten bei geringer Nachfrage reduzieren.

  • "High Availability ZFS" macht ZFS-Dateiserver im hochverfügbaren, automatisierten Infrastruktur-Stack mit OCI-Block-Volumes verfügbar. Oracle hatte das für transaktionale Anwendungen spezialisierte Dateisystem ZFS mit dem Kauf von Sun Microsystems 2009 übernommen.

Oracle macht mit den neuen Features Fortschritte in seinem Cloud-Angebot, sagt Dave McCarthy, Research Vice President, Cloud and Edge Infrastructure Services bei IDC. "Das Versprechen der Cloud war schon immer, nur für das zu bezahlen, was verbraucht wurde." Aufgrund der starren Konfigurationsoptionen in den meisten Cloud-Plattformen müssten Kunden oft mehr Ressourcen buchen, als sie eigentlich benötigten. Oracle habe durch die Einführung neuer flexibler Compute-, Speicher- und Netzwerkinfrastrukturservices in seiner Cloud daran gearbeitet, das Problem Überprovisionierung zu lösen. Das Resultat laut McCarthy: "User der OCI können die Kosten durch einen genaueren Abgleich von Verbrauch und Nachfrage senken."