Technologie für Entwickler

Low-Code-Revolution durch Generative AI?

25.04.2023
Von 
Anirban Ghoshal ist Senior Writer für Enterprise-Software, Datenbanken und Cloud-Infrastruktur bei unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.

Generative-AI-Herausforderungen - auch bei Low-Code

Bei aller Zuversicht sollte jedoch nicht unter den Tisch fallen, dass Generative AI auch in Zusammenhang mit Low-Code- und No-Code-Plattformen Herausforderungen aufwirft. Etwa gewöhnungsbedürftige Natural-Language-Prompts: "Es kann eine Herausforderung sein, das Modell dazu zu bringen, genau das zu produzieren, was der Benutzer wünscht. Im Gegensatz dazu sind die Drag-and-Drop-Tools in No-Code- und Low-Code-Umgebungen schneller und einfacher zu verwenden", meint IDC-Managerin Rosen.

Darüber hinaus könnten GPT-Modelle zu rechtlichen Problemen auf verschiedenen Ebenen führen, wie Analyst Park anmerkt: "Grob gesagt, weiß die KI nicht, ob sie urheberrechtlich geschützte oder patentierte Prozesse verwendet, wenn sie Antworten automatisch vervollständigt. Das könnte Entwickler künftig dazu veranlassen, ihren Code auf etwaige Verstöße zu prüfen und könnte das Potenzial, die Entwicklungszeiträume zu verkürzen, mindern."

GitHub, das ChatGPT in seiner eigenen Copilot-Version verwendet, sieht sich bereits mit einer Sammelklage konfrontiert, in der die Rechtmäßigkeit der Technologie angezweifelt wird.

Darüber hinaus bestehen auch Bedenken in Zusammenhang mit Datenschutz und Datensicherheit, wie Constellation-Analyst Hinchcliffe unterstreicht: "Unternehmen müssen herausfinden, wie sie Daten mit einem rollenbasierten Zugriff absichern können. Das ist bei Foundational-AI-Modellen möglicherweise nicht so einfach zu bewerkstelligen. Datensicherheit und Governance für Generative KI sind mit ziemlicher Sicherheit schwieriger umzusetzen und erfordern anspruchsvollere Lösungen."

Die Geburtsstunde völlig neuer Entwicklungsplattformen?

Letztlich könnten Generative-AI-Funktionen dazu beitragen, das gänzlich neue Entwicklungstechnologien entstehen. So könnte etwa NLP so weit verfeinert werden, dass die Drag-and-Drop-Schnittstellen bisheriger Low-Code- und No-Code-Lösung überflüssig werden. "Generative KI wird sich auch zu einem wichtigen Konkurrenten für die derzeitigen Low-Code- und No-Code-Anbieter entwickeln. Wir beobachten derzeit, dass der Markt für neue Generative-AI-Coding-Lösung rasant wächst", meint etwa Hinchcliffe. Eine erste Analyse von Constellation Research geht davon aus, dass der Markt für generative KI in der Anwendungsentwicklung bis Ende 2023 ein Volumen von 4,1 Milliarden Dollar aufweisen wird - bei einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 32 Prozent.

IDC-Managerin Rosen ist davon überzeugt, dass Anbieter, die Tools zur Verfügung stellen können, um die "raw" Outputs von Generative AI mit Mehrwert zu versehen, besonders gute Chancen haben werden, neue Nutzer anzuziehen - allein schon wegen des immens hohen Interesses an der Technologie.

Trotz des Potenzials für eine neue Klasse der Entwicklungstechnologie sehen die Analysten, mit denen wir gesprochen haben, vor allem die Tech-Riesen Microsoft, Google und Amazon als Generative-AI-Profiteure. Erstgenannter Konzern nimmt dabei nach Meinung von Bratincevic eine Sonderstellung ein: "Microsoft hat früh in generative KI investiert und ist der Low-Code-Konkurrenz voraus. Das Unternehmen ist bereits die Nummer eins unter den Low-Code-Plattformen in Unternehmen und ist auch ansonsten im Enterprise-Umfeld stark vertreten. Diese Faktoren werden Microsoft überproportional gegenüber anderen Anbietern begünstigen."

Park geht zudem davon aus, dass die Nachfrage nach Low-Code-Plattformen mit Generative-AI-Funktionen zu Übernahmen führen wird: "Ich gehe davon aus, dass die erfolgreichsten Low-Code-Plattformen mit generativer KI im Laufe der Zeit von großen Anbietern übernommen werden, die den App Development Lifecycle managen wollen." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.