IT-Sanierung ohne Scheuklappen

26.05.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Besonderes Augenmerk richtete der IT-Verantwortliche außerdem auf das Abschalten von Altsystemen, um die verworrene ICN-Systemlandschaft zu lichten. Das ging natürlich nicht von heute auf morgen, zeitigte nach zwei Jahren aber ein deutliches Resultat: „Wir haben es geschafft, 35 wesentliche Applikationen auszumustern“, zieht Langkamp Bilanz. Zu den aussortierten Lösungen zählen auch vier der ursprünglich 13 bei ICN im Einsatz befindlichen SAP-R/3-Systeme.

Neben Sofortmaßnahmen musste in der Konsolidierung aber vor allem die wichtigste Aufgabe der neuen IT eingeleitet werden - das Reengineering der ICN-Geschäftsprozesse, das Langkamp zur Chefsache machte. Um nicht Gefahr zu laufen, dass die einzelnen Geschäftseinheiten ihre eigenen Wege gehen, führte er ein ausgeklügeltes Verfahren zur Entwicklung abgestimmter Projekte und Geschäftsprozesse ein. Der Clou dabei: Das Prozess-Management verantwortet die zentrale IT-Abteilung, während die ICN-Geschäftseinheiten „Enterprise Networks“, „Carrier Networks“ und „Carrier Services“ Process Owner bleiben.

Konkret heißt das: Wenn von einer der drei Geschäftseinheiten oder der IT der Anstoß zu einem Projekt kommt, dann treten die in der zentralen ICN IT angesiedelten Abteilungen „Enterprise Applications“, „Carrier Application“ und „Group Application“ auf den Plan. Bei der Projektrealisierung ist stets eines dieser drei Fachgebiete federführend. Die Verantwortung liegt dabei immer bei derjenigen Abteilung, die für einen bestimmten IT-Schwerpunkt die Lead-Funktion inne hat. So ist zum Beispiel die Abteilung Enterprise Applications für Projekte in Sachen Customer-Relationship-Management (CRM) sowohl in der Planung als auch im Budget zuständig, auch dann, wenn es im Auftrag der Carrier-Geschäftsgebiete realisiert und betrieben wird.

Damit bei der Entwicklung eine für alle ICN-Geschäftsbereiche verwertbare, harmonische Lösung herauskommt, stimmen jedoch die CRM-Experten der drei Application-Einheiten das Projekt in Teamwork ab. Ziel dieses Ansatzes ist, bei Folgeaufträgen die gleichen Definitionen zu nutzen und alle Systeme in Richtung einer ICN-Group-Application zu entwickeln. Jede der drei Abteilungen ist übrigens mit Spezialisten für die wichtigsten IT-Themen wie ERP, CRM, SCM besetzt.

Prozesse im Teamwork harmonisieren

Während die drei genannten Ressorts primär für IT-technische Projektrealisierung verantwortlich sind, kümmert sich die IT-Abteilung „Business Processes“ um das Design eines für die gesamte ICN-Gruppe am besten gearteten Prozesses. Dabei definieren die „Process Executives“ zusammen mit den Process Ownern der ICN-Geschäftseinheiten und den drei Projekt-Fachabteilungen einen möglichst harmonisierten Soll-Prozess, der dem Ist-Prozess gegenübergestellt wird. Modelliert und dokumentiert werden die gewünschten Geschäftsprozesse mit dem Tool Aris von IDS Scheer, das jetzt auch konzernweit als Errungenschaft des Projekts „Sixpack“ eingesetzt wird.