IT-Sanierung ohne Scheuklappen

26.05.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Bemerkenswert an der Vita Langkamps ist, dass er alles andere als eine klassische IT-Ausbildung durchlief, sondern ursprünglich das Bankgeschäft von der Pike auf erlernte. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann spezialisierte er sich auf das Risiko-Management im Kreditwesen und war lange im Auslandsgeschäft tätig. Zur IT kam Langkamp dann wie die Jungfrau zum Kind. Der Zufall führte Regie, als er den Auftrag erhielt, eine Spezifikation auf den Weg zu bringen, mit der die Dresdner Bank weltweit ihr Kredit- und Dokumentengeschäft automatisieren konnte. Als Hobbyprogrammierer schrieb Langkamp die Anwendung selbst und hatte Erfolg. Das war der Beginn seiner IT-Laufbahn, denn in der Folge gesellte sich ein Projekt zum anderen. Außerdem profitierte der Quereinsteiger, wie er selbst sagt, von einem halbjährigen Kurs in logischem Denken, den er in der Konzernzentrale absolvierte. Das Erlernte setzte er in der Folge neun Jahre lang konsequent in IT-Projekten der Dresdner Bank

in aller Welt um, insbesondere den USA und Asien.

Mit Logik packte Langkamp dann auch seinen Sanierungsjob in München an. Zunächst zog er sich ins stille Kämmerlein zurück, um sich ein genaues Bild von der Ist-Situation zu machen. Dabei ging er in zwei Schritten vor: Zum einen nahm er sich einen Bericht zur Informationsverarbeitung bei ICN vor, der ihm von der zentralen Konzernrevision zur Analyse vorgelegt wurde. Zum anderen fühlte er allen Verantwortlichen der damals noch sieben Bereiche im Enterprise- und Carrier-Geschäft in Einzelgesprächen hinsichtlich Organisation und IT (OI) genau auf den Zahn.

„Ich fand eine Situation vor, wie ich sie mir nicht vorgestellt hatte“, erinnert sich Langkamp. Der Revisionsbericht dokumentierte zahlreiche Schwachpunkte, außerdem wurden 120 Maßnahmen empfohlen, um sie zu beseitigen. Für den CIO galt es ferner, mehr Kundennähe und Transparenz im IT-Gefüge von ICN umzusetzen. Insbesondere in den dezentralen Organisations- und Informationsabteilungen (OI) der einzelnen Geschäftsbereiche identifizierte er einen Wasserkopf, der nicht nur hohe Kosten, sondern auch einen Flickenteppich zum Teil inkompatibler IT-Systeme und -Anwendungen verursachte.

Zentrale IT verhindert Alleingänge

Langkamp hatte festgestellt, dass die IT-Verantwortlichen der Geschäftseinheiten im so genannten OI-Board zwar an einen CIO berichteten und besprochene Maßnahmen dort auch auszuführen gelobten, letztlich aber dann doch ihr eigenes Süppchen kochten. Für den Reformer war daher schnell klar, dass für die IT von ICN im damaligen Umfeld ein zentraler Ansatz gewählt werden musste.