IT-Sanierung ohne Scheuklappen

26.05.2003
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Er machte Nägel mit Köpfen und präsentierte dem Vorstand bereits Mitte März 2001 ein Konzept zum Komplettumbau in drei Phasen. Der Plan wurde sofort genehmigt und sah im Wesentlichen die Zentralisierung der IT für den Sommer 2001 vor, wobei diesem Schritt im Frühjahr erst eine Konsolidierungsphase vorausging. Nach Abschluss der Zentralisierung sollte dann die als Zellteilung bezeichnete dritte Stufe folgen. Ziel war dabei, die neu geschaffene, zentrale IT-Abteilung von ICN in ein Projekthaus und einen Dienstleister aufzuteilen.

Obwohl die Zentralisierung oberste Priorität hatte, stellte Langkamp mit ersten Konsolidierungsaktionen zunächst die Weichen in Richtung schnelle Kostensenkungen, den Abbau des Systemwildwuchses sowie ein Prozess-Reengineering und Projekt-Controlling. So drückte er zum Beispiel den hohen Anteil teurer externer Spezialisten von 60 auf 20 Prozent und holte das Know-how ins Haus.

IT-Kontoauszug schafft Kostenbewusstsein

Ein schneller Spareffekt wurde ferner durch die Einführung eines „IT-Kontoauszugs“ für jeden Nutzer erzielt. Langkamp ließ zu diesem Zweck ein kleines Programm schreiben, das jedem Mitarbeiter die verursachten Kosten für Desktop, Speicherplatz, E-Mail, Mobilfunk und Telefon anzeigt. Die Wirkung war groß. Mit dem Kontoauszug sei es gelungen, ein stärkeres Kostenbewusstsein zu erzeugen und allein über sieben Millionen Euro durch das Löschen alter Daten einzusparen, die unnötig Speicherplatz beansprucht hatten. Weiteres rasches Einsparpotenzial ergaben sich durch die Zusammenfassung der Desktop-Verträge aller deutschen ICN-Geschäftseinheiten.

Projekt Sixpack Sixpack war eine Initiative, die Langkamp über den Geschäftsbereich ICN hinaus mit ins Leben rief. Sie trug den außergewöhnlichen Namen, weil sich daran die drei Konzernbereiche „Automation & Drives“, „Medical Solutions“ und „ICN“ sowie die drei Regionen Brasilien, Österreich und Spanien beteiligten. Ziel der Runde war die Harmonisierung der Prozessinfrastruktur sowie der Architekturen und Applikationen einschließlich der Entwicklung eines Shared-Service-Konzepts. Dieser Ansatz zeigte erste Erfolge: Die Teilnehmer verständigten sich auf die Harmonisierung von CRM-Teilprozessen samt Content-Management, Single-Sign-on und Personalisierung. Diese soll dann als Shared Service für die Unternehmenseinheiten betrieben werden. Der Sixpack-Initiative wurde in einer externen ISO-9001-Zertifizierung eine „beeindruckende Zielsetzung und Systematik“ bescheinigt. Mittlerweile ist Sixpack als Vorläufer des heutigen

„Business Transformation Board“ in die Konzern-IT überführt worden.