FinOps-Software

IBM übernimmt Apptio für 4,6 Milliarden Dollar

27.06.2023
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
IBM hat nun einen Bericht des "Wall Street Journal" bestätigt, wonach das Unternehmen den FinOps-Spezialisten Apptio für 4,6 Milliarden Dollar übernehmen wird.
Geschwächt nach der langen Pandemie, zeigt sich IBM nun wieder besonders hungrig und übernimmt Apptio.
Geschwächt nach der langen Pandemie, zeigt sich IBM nun wieder besonders hungrig und übernimmt Apptio.
Foto: Catmando - shutterstock.com

Apptio befand sich zuletzt in Besitz des Private-Equity-Unternehmens Vista Equity Partners. Mit der Übernahme bringt sich IBM in den Besitz einer ganzen Reihe von Werkzeugen, mit denen Unternehmen ihre hybriden IT-Landschaften verwalten und ihre Kosten besser kontrollieren können. IBM will sich einer Unternehmensmitteilung zufolge im Bereich Automatisierung von IT-Landschaften verstärken. Man gebe CIOs Tools an die Hand, mit denen sie den Wert ihrer IT-Investitionen erhöhen könnten, hieß es.

Die Enterprise-Anwendungen von Apptio helfen IT-Verantwortlichen dabei, die Planung, Budgetierung und das Forecasting von IT-Kosten in den Griff zu bekommen. IT-Abteilungen könnten damit ihre Kosten für Public Cloud, Cloud-Migration und SaaS-Portfolios besser kalkulieren, so IBM.

Die beiden Unternehmen hatten in der Vergangenheit oft zusammengearbeitet, um ihre Kunden dabei zu unterstützen, bessere Geschäftsentscheidungen auf der Grundlage von Daten zu treffen. Apptio liefert dazu im wesentlichen drei SaaS-Angebote:

  • ApptioOne ist eine Plattform für das Cloud-Kostenmanagement. Anwender sollen damit verlässliche Finanzmanagement-Prozesse etablieren und Einblicke in ihr Cloud-Nutzungsverhalten und die Kostenstrukturen gewinnen. Für eine kontinuierliche Kostenoptimierung bietet die Plattform einen Benchmark-Funktion, die den Vergleich mit Wettbewerbern der eigenen Branche möglich macht.

  • Apptio Cloudability macht laut IBM Public-Cloud-Kosten sichtbar und bietet Unternehmen Lösungen für das Finanzmanagement, die sich auch auf Multi-Cloud- und SaaS-Infrastrukturen anwenden lassen.

  • Apptio Targetprocess schließlich bietet Funktionen für die Investitionsplanung. Mit der Software soll sich verhindern lassen, dass Kosten für Softwareentwicklungs-Vorhaben aus dem Ruder laufen.

IBMs Umbau ist noch nicht abgeschlossen

IBM befindet sich immer noch in einem bereits viele Jahre währenden Umbau und verschiebt dabei seinen Fokus auf Geschäftsfelder wie Hybrid-Cloud-Management inklusive FinOps, künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und Quanten Computing. Im Jahr 2019 hatte IBM für rund 34 Milliarden Dollar Red Hat übernommen, die bislang größte Akquisition in der Firmengeschichte. Damit wollte der Konzern vor allem sein Private- und Hybrid-Cloud-Geschäft stärken.

Baut weiter an einem Konzern, der Hybrid Cloud, KI, Quanten Computing und Cybersecurity in den Mittelpunkt stellt: Arvind Krishna, CEO von IBM.
Baut weiter an einem Konzern, der Hybrid Cloud, KI, Quanten Computing und Cybersecurity in den Mittelpunkt stellt: Arvind Krishna, CEO von IBM.
Foto: IBM

Gleichzeitig trennte sich IBM von nicht-strategischen Geschäftsfeldern. Im September 2021 gliederte Big Blue seinen großen Geschäftsbereich Managed Infrastructure Services aus und brachte ihn unter dem Namen Kyndryl an die Börse. Kyndryl konzentriert sich mit seinen rund 90.000 Beschäftigten um den Aufbau und Betrieb von IT-Infrastruktur im Kundenauftrag und kümmert sich dabei um Rechenzentren, Netzwerke, PC-Umgebungen und Anwendungen von rund 4.600 Kunden weltweit. Der Jahresumsatz liegt bei 19 Milliarden Dollar.

Zudem verkaufte IBM im vergangenen Jahr Teile seines Geschäftsbereichs IBM Watson Health - auch hier mit der Begründung, sich ganz auf seine Hybrid-Cloud- und KI-Strategie konzentrieren zu wollen. Die mit The Weather Company übernommenen Wetterdienste stehen offenbar ebenfalls zur Disposition, sie könnten im Falle eines Verkaufs über eine Milliarde Dollar einbringen. IBM hatte das Unternehmen 2015 übernommen - von offizieller Seite gab es keine Angaben zum Preis, hinter vorgehaltener Hand war von etwa zwei Milliarden Dollar die Rede.

Trübe Zeiten für IBM nach der Corona-Sonderkonjunktur

Wie viele andere IT-Unternehmen hatte IBM zuletzt mit einer schleppenden Kundennachfrage nach IT-Produkten und -Dienstleistungen zu kämpfen. Nachdem sich viele Betriebe während der Corona-Pandemie mit IT-Produkten eingedeckt hatten, geriet der Markt anschließend in Turbulenzen. Im Januar musste CEO Arvind Krishna ankündigen, rund 3.900 Stellen abzubauen. Damit war er nicht allein, die meisten IT-Unternehmen strichen zur Jahreswende ihre Headcounts zusammen.

Die Übernahme von Apptio durch IBM dürfte bei den Investment-Gesellschaften als Anzeichen dafür gewertet werden, dass die zuletzt schleppenden Geschäfte der Private-Equity-Firmen wieder in Gang kommen. In diesem Jahr gab es nur wenige Exits für die Investoren, was mit der schwachen IT-Konjunktur zusammenhängen dürfte (siehe auch: Big Tech baut Personal ab).

Vista Equity Partners mit Hauptsitz im texanischen Austin hatte Apptio im Jahr 2019 für knapp zwei Milliarden Dollar gekauft und baute das Unternehmen durch Zukäufe weiter aus. Beispielsweise erwarb Apptio mit dem Geld der Investoren Cloudability, den Betreiber einer FinOps-Plattform, mit der Anwender ihre Cloudausgaben verwalten und optimieren können. (hv)