E-Procurement-Produkte unter der Lupe

14.03.2002
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Das Forrester-Tech-Ranking zum Punkt Support sollten Interessenten durch eigene Recherchen bei den Anbietern ergänzen. Denn Faktoren wie die Zahl der Serviceniederlassungen oder der Rund-um-die-Uhr-Support können sich schnell ändern. Gleiches gilt für die Kostenfrage. Der Grundpreis kann wie im Falle des umfangreichen Ariba-Produkts mit 665 000 Dollar exorbitant hoch, oder bei der auf Bestellung von Verbauchsmaterialien für die produzierende Industrie spezialisierten Firma MRO mit 8500 Dollar außerordentlich günstig erscheinen. Danach aber greifen unterschiedliche Modelle zur Ermittlung der jährlichen Lizenzgebühren. Und zu diesen Aufwendungen muss ein Kunde auf die Basislizenz noch 15 bis 20 Prozent Maintenance-Kosten hinzurechnen.

Der Nutzen: Die Grundlage für die Erstellung der E-Procurement-Studie von Forrester Research entstand in Interviews mit IT- und Beschaffungsverantwortlichen aus 50 großen Unternehmen und Organisationen, die entsprechende Systeme in Betrieb haben oder gerade planen. Ihre Antworten auf Fragen zu den allgemeinen Umständen solcher Projekte werfen ein aufschlussreiches Bild auf Wünsche der Industrie.

Wichtigster Gegenstand für E-Procurement sind in 84 Prozent der Unternehmen Büromaterialien. Aber es geht meistens zugleich auch um den Bedarf in den Fabrikhallen. 70 Prozent der Befragten gaben an, solche Systeme auch für die Instandhaltung der Produktion (Maintenance, Repair, Operations = MRO) nutzen zu wollen. Rund die Hälfte bestellt per E-Procurement auch Materialien, die direkt in eigene Produkte eingehen, oder verwaltet damit den Firmenbesitz.

Weil E-Procurement-Systeme erst dann etwas bringen, wenn alle Angestellten sich ihrer bedienen, steht ihre einfache Benutzbarkeit an der Spitze der Forderungen (60 Prozent). Knapp darauf folgt mit 54 Prozent die Integration in ERP-Systeme. Das zentrale Element, den Katalog, möchten fast zwei Drittel der Unternehmen im eigenen System halten, nur knapp ein Drittel stützt sich auch auf Kataloge von Lieferanten. Als größte Probleme nennen ein Drittel der E-Procurement-Anwender die Schulung der Anwender. 30 Prozent hatten Schwierigkeiten mit der Integration der Systeme in die vorhandene DV-Umgebung. Ein Viertel der Anwender beklagt Probleme bei der Gestaltung der Beziehungen zu Lieferanten, was vor allem die Integration externer Kataloge betreffen dürfte.

Der größte Vorteil der Forrester-Analysen besteht sicher darin, dass sie einen an E-Procurement interessierten Anwender geradezu zwingen, sich mit über 800 Einzelkriterien auseinander zu setzen und ihre Bedeutung im jeweiligen Einzelfall abzuwägen. Allein diese intensive Beschäftigung mit strategischen und technischen Aspekten von E-Procurement dürfte helfen, kapitale Fehlinvestitionen zu vermeiden.