Zukunftsstudie des Münchner Kreises

Deutsche Wirtschaft verschläft die digitale Zukunft noch immer

16.01.2015
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Sackgasse "Made FOR Germany"?

Ein typisch "deutsches Problem" im digitalen Zeitalter: Die Innovationen finden woanders statt. Deutlich über die Hälfte der für die Studie befragten Experten bestätigen, dass deutsche Unternehmen weniger, langsamer und meist weniger erfolgreich (digitale) Innovationen umsetzen. An diesem Negativtrend wird sich nach Einschätzung der Befragten auch in den nächsten zehn Jahren nur wenig ändern. Das "Innovationsland Deutschland" weist damit - so wörtlich - "einen gefährlichen Befund" auf: Amerika und Asien enteilen immer weiter.

"Weg vom Kopieren hin zum Adaptieren von digitalen Prinzipien", steht als Handlungsempfehlung über diesem Thema. Deutsche Unternehmen sollten ihre eigene Mentalität entwickeln, anstatt immer nur Erfolgsmodelle aus dem Ausland zu übernehmen. "Think BIG!" laute hier das Motto, das die Studie für die kommenden fünf Jahre ausgibt - Unternehmen sollten sich also ruhig einmal etwas größere, auch global spürbare Innovationen vornehmen.

Verharren in ausgedienten Handlungsmustern?

Drei Fünftel der befragten Experten bestätigen, dass die deutsche Wirtschaft zu sehr in bisher oft erfolgreichen, jedoch ausgedienten Handlungsmustern verharrt. Innovative Produktstrategien und Geschäftsmodelle werden dadurch oft verhindert. Erfolgreich könne man nur sein, wenn die Unternehmen "mehr Mut zur Selbstkannibalisierung" bewiesen, branchenübergreifend kooperierten und den Mittelstand, der den Großteil der deutschen Wirtschaftskraft ausmacht, mit einbezögen.

Es sei unabdingbar, dass die Unternehmen dabei mit Politik, Gesellschaft und Medien zusammenarbeiteten, um in neuen digitalen Märkten erfolgreich zu sein, so das Ergebnis der Zukunftsstudie.

Zu schnell für die deutsche Wirtschaft?

Die heutige deutsche Forschungsförderung sowie deren ökonomische Verwertbarkeit - gerade international - genügt modernen Ansprüchen nicht mehr. Damit digitale Produkte schnell und erfolgreich auf den Markt gebracht werden können, braucht es kürzere Erprobungszyklen und frühzeitige Verbreitungsmöglichkeiten. Auch hier sind alle gesellschaftlichen Parteien gleichermaßen gefragt - Wirtschaft, Verbände, Wissenschaft, Politik und Medien. Nur durch ein branchenübergreifendes besseres Miteinander lassen sich Synergien nutzen und die per se guten Rahmenbedingungen in Deutschland auch selbstbewusst nutzen.

Zukunftsstudie mit eigener Website

Die vollständige Zukunftsstudie des Münchner Kreises "Digitalisierung - Achillesferse der deutschen Wirtschaft? Wege in die digitale Zukunft" mit vielen Grafiken, weiteren Prognosen, allen 29 Thesen sowie ausführlichen Erklärungen und Stellungnahmen der befragten Experten und Studienpartner finden Sie unter zuku14.de.