ERP-Zufriedenheitsstudie 2010

Anwender verlangen Flexibilität und guten Support

23.09.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Lösungen für die mittelgroßen Unternehmen

  • Spitzenreiter: Weniger bekannte/verbreitete Lösungen wie FEPA, MegaPlus, GODYO P/4 und Spezialisten wie X-Trade (Filialhandel), FibuNet (Finance/Controlling). Von den bekannteren gut positioniert: Oxaion.

  • Schlusslicht: XDPPS (ehemals cd2000/if20000 von r.z.w. cimdata), Bison.

Bei FEPA wirkt sich die Modernisierung der Software allem Anschein nach positiv auf die Anwenderzufriedenheit aus. Die Neuerungen wurden offenbar auf breiter Front von den Kunden mitgetragen, da nahezu alle befragten Anwender ihre Lösung auf dem aktuellen Stand betreiben. Besonders starke Verbesserungen bescheinigen die Anwender dem Hersteller im Bereich Formulare und Auswertungen sowie bei der Stabilität der Software. Deutlich besser bewerten die Kunden auch die Betreuung durch ihre Account-Manager und den Service durch Hotline und Support. Offenbar erleichtert die stark modernisierte Software auch das Servicegeschäft, da beispielsweise weniger Störungen auftreten beziehungsweise die Anwender sich besser mit der Software zurechtfinden, vermuten die Autoren der Zufriedenheitsstudie.

Zufrieden zeigten sich die befragten Anwender auch mit Oxaion. Kunden des Herstellers bewerteten die Software hinsichtlich Flexibilität und Anpassbarkeit sowie Mittelstandseignung deutlich besser als noch vor zwei Jahren. Fortschritte aus Anwendersicht machte die Lösung auch im Hinblick auf die Release-Fähigkeit, die Bedienerfreundlichkeit sowie in Sachen Formulare und Auswertungen. Noch größere Verbesserungen werden der Kundenbetreuung der Oxaion AG bescheinigt.

Diese zum Teil deutlichen Verbesserungen sind jedoch vor dem Hintergrund zu sehen, dass sich anlässlich der Vorgängerstudie 2008 viele Oxaion-Kunden gezeigt hatten. Seinerzeit verübelten die Bestandskunden dem Softwareanbieter vor allem Defizite in der Kommunikation. Viele Anwender waren damals unsicher, welche Konsequenzen sich aus der Neueinführung der Produktlinie "Oxaion.open" ergeben könnten. Nicht zuletzt aufgeschreckt durch die Ergebnisse der Anwenderzufriedenheitsstudie hat sich der Anbieter der Problematik offenbar gestellt und die Vorbehalte aus der Welt geschafft.

Zu den Gewinnern in diesem Bereich gehört aus Sicht der Studienbetreiber auch "Infor ERP COM", obwohl die Lösung in Sachen Anwendergunst im Vergleich zu anderen Produkten immer noch deutlich im Hintertreffen liegt. Nachdem Infor ERP COM 2008 ausgesprochen schwach abgeschnitten hat, verzeichnet die Applikation 2010 fast durch die Bank bessere Noten. Hervorzuheben seien deutliche Verbesserungen im Bereich der Release-Fähigkeit sowie beim Support bezüglich der Updates und Release-Wechsel, heißt es in der Studie. Insgesamt schneidet der Anbieter in nahezu allen servicebezogenen Aspekten rund um Infor ERP COM deutlich besser ab - einzige Ausnahme: Die Zufriedenheit mit dem Account-Management ließ nach. Die Lösung habe damit wieder Anschluss an das Mittelfeld gefunden, heißt es in der Studie. Ausschlaggebend hierfür ist aus Sicht der Experten, dass 2008 mit dem 7er-Release eine Modernisierung von Infor ERP COM erfolgt ist, die viele Bestandskunden als klares Signal für die - zuvor in Zweifel gezogene - Zukunftsfähigkeit der Software angesehen haben. Die Tatsache, dass nahezu gleichzeitig mit Wolfgang Kobek ein Vertreter der "COM-Fraktion" die Führung bei Infor übernommen hat, habe die Kunden zusätzlich in dieser Sichtweise bestärkt. Inwieweit das Bestand hat, bleibt jedoch abzuwarten: Kobek hat Infor im Frühjahr 2010 den Rücken gekehrt.

Auch mit Microsofts "Dynamics AX" sind die Anwender merklich zufriedener als 2008. Die größten Zuwächse sind hier bei der vormals viel kritisierten Release-Fähigkeit, der Performance und Stabilität sowie der Bedienerfreundlichkeit zu beobachten. Auch die Implementierungspartner erzielen aus Anwendersicht spürbar bessere Noten, wenn es zum Beispiel um Branchenkompetenz und das Projekt-Management geht. Im Hinblick auf den Betrieb trüben leichte Verluste im Bereich der Betreuung durch die Account-Manager sowie die Hotline und den Support das Bild, so dass die Leistung der Wartungspartner insgesamt nahezu unverändert bewertet wird. Bei Microsofts "Dynamics NAV" wechseln dagegen Licht und Schatten: Implementierungs- und Wartungspartner werden etwas besser eingestuft als 2008, während die Software insgesamt etwas verliert. "Neue Releases und Reorganisationen führen anfänglich oft zu Irritationen zeigen in der Regel dann aber ihre positive Wirkung, wie Infor COM, Oxaion und Microsoft AX exemplarisch belegen", zieht Karsten Sontow Bilanz, der bei Trovarit für die Studie verantwortlich ist.

Der r.z.w. cimdata GmbH aus Weimar, dem Anbieter der Lösung "XDPPS", wird nach erheblichen Turbulenzen um das Unternehmen durch die Anwender eine deutlich schlechtere Note ausgestellt. Offenbar haben im Zuge der zwischenzeitlichen Umstrukturierungen die gewachsenen Kunden-Lieferanten-Beziehungen deutlich gelitten. Dies zumindest legen die deutlich schwächeren Bewertungen für den gesamten Supportbereich, vom Account-Manager über die Hotline bis hin zur Unterstützung bei Updates und Release-Wechsel nahe.