Multi Device Management für das Internet der Dinge

Wie gut ist das IT-Service-Management auf das IoT vorbereitet?

03.05.2017
Von 
Christoph A. Harvey schreibt als Experte für IT-Infrastrukturen über die Themen Asset-, Lizenzmanagement und Softwareverteilung in Anwenderunternehmen sowie bei Cloud Service Providern/Hostern. Er beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Einsatz von IT-Lösungen in Unternehmen. Herr Harvey ist Vorstand bei der Deskcenter AG. Dort verantwortet er maßgeblich die Strategien für die Weiterentwicklung des gesamten Lösungsportfolios.
Mit der zunehmenden Verbreitung vernetzter Geräte erhält die IT-Abteilung ein zusätzliches, geschäftskritisches Aufgabenfeld. Die Rolle der IT gewinnt weiter an Gewicht. Die Ressourcen wachsen dagegen bei weitem nicht im selben Umfang mit. Dennoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

IT-Manager haben mit immer mehr Devices zu tun. Das Analystenhaus Gartner spricht sogar vom Digital Mesh: Der Laptop ergänzte den Desktop, später folgten Smartphone und Tablets. Die Disziplin MDM, ursprünglich als Mobile Device Management definiert, entwickelt sich zum Multi Device Management. Bedingt durch Trends wie Industrie 4.0 und das Internet der Dinge erweitert sich die Landschaft der Devices in einem Unternehmen um eine Vielzahl sehr unterschiedlicher internetfähiger Geräte, seien es medizintechnische Apparate in Krankenhäusern, Industrie-PCs oder Automobile des Fuhrparks.

Das Internet der Dinge stellt die IT-Abteilung auch in Sachen Management vor neue Herausforderungen.
Das Internet der Dinge stellt die IT-Abteilung auch in Sachen Management vor neue Herausforderungen.
Foto: Chesky - shutterstock.com

Wie schon im klassischen Bürobetrieb müssen IT-Manager auch im Internet der Dinge mit diversen Betriebssystemen klar kommen. Das Management dieser inhomogenen Systemlandschaften stellt die IT-Abteilung vor große Herausforderungen - vor allem im deutschen Mittelstand, der in Sachen IT traditionell eher schlank aufgestellt ist.

IT Management ebnet den Weg zu Industrie 4.0

Auch wenn speziell in der Fertigungsindustrie eine riesige Welle auf die IT zurollt: Die sich rasch ausbreitenden, vernetzen Geräte sind kein Grund zu verzweifeln. Denn in den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich die IT-Abteilung umfassendes Wissen und Best Practices für das IT Lifecyle Management angeeignet. Auf dieses profunde Know-how und entsprechend ausgereifte Software-Tools kann sie nun zurückgreifen, um den Digital Mesh zu meistern.

Am Anfang steht das Inventar

So steht am Ausgangspunkt jedes Managements der umfassende Überblick über die Systemlandschaft. Welche Systeme melden sich im Netz an? Welches Device hat welche Software und welche Treiber installiert? Eine lückenlose Inventarisierung schafft die Basis für alle weiteren Schritte, sei es die Einhaltung lizenzrechtlicher Verträge oder die Vermeidung von Sicherheitsrisiken durch fehlende Patches. Ein vollständiges Bild entsteht dabei erst durch eine geschickte Verknüpfung verschiedenster Inventarisierungsmethoden.

Lizenzmanagement: Vom Horror zum Home Run

Die meisten Devices im Internet of Things sind mit OEM-Lizenzen ausgestattet. Viele IT-Manager sind der Meinung, sie wären daher automatisch lizenzrechtlich "auf der sicheren Seite". Das Gegenteil ist der Fall. Denn es gilt auch die serverseitige CAL-Lizenzierung (Client Access License) im Blick zu behalten. Hier zählt jedes Gerät, das auf den Server zugreift, also auch jedes "Connected Car". Bei Anwendungen einer "Connected Fleet" verbinden sich Fahrtenbücher und andere Apps mit dem Unternehmensnetzwerk, und schon kann es mit den CALs eng werden.

Eine ähnliche Konstellation kann sich bei Zutritts-Management-Systemen und Schließanlagen von Gebäuden ergeben. Je mehr Geräte sich im Netz eines Unternehmens anmelden, umso schwieriger wird es, sämtliche lizenzrechtliche Anforderungen zu dokumentieren. Anwendungen für Lizenzmanagement helfen hier nicht nur rechtlich "auf der sicheren Seite" zu bleiben und sich vor hohen Nachzahlungen der Softwareanbieter im Fall einer Plausibilisierung zu schützen. Sie helfen gleichzeitig auch, ungenutzte Assets und Lizenzen zu identifizieren und so Kosten einzusparen.. Eine Lizenzbilanz liefert auf Knopfdruck eine Gegenüberstellung aller vorhandenen und genutzten Assets und bestehenden Lizenzen.

Industrie 4.0: Schreckgespenst Sicherheit

Je mehr Geräte sich im Netz bewegen, desto eher schleicht sich eine Schadsoftware ein und umso gravierender sind dann die Auswirkungen. Dies belegen die bekannt gewordenen jüngsten Angriffe auf diverse Krankenhäuser mit Ransomware nur allzu deutlich. So vielfältig die Bedrohungen heute sein können, so vielfältig müssen auch die Schutzmaßnahmen ausfallen. Ein wesentlicher Schritt: Software aktuell zu halten, und zwar wirklich jede Software, inklusive Opensource und Freeware. Hilfreich sind hier Anwendungen, die nicht nur veraltete Patch-Stände erkennen und aufzeigen, sondern auch automatisch das Patching übernehmen. Natürlich gilt es darauf zu achten, dass für jedes Device Compliance-Vorgaben berücksichtigt und Wartungsintervalle eingehalten werden.

Business Continuity

Produktionsausfälle durch schadhafte oder veraltete Software darf es in Zeiten von Industrie 4.0 nicht geben. Die Überwachung von Systemen durch Sensoren ermöglicht es heute, kritische Zustände bereits im Vorfeld zu erkennen und die zuständigen Techniker für eine Wartung auf den Plan zu rufen. Dies verlangt ein leistungsstarkes Service Management, gekoppelt mit einem entsprechenden Incident Management: ebenfalls eine Domäne, die der IT aus dem IT Service Management schon längst in "Fleisch und Blut" übergegangen ist. Die IT-Abteilung ist also bestens für das Internet der Dinge gerüstet - zumindest, was das Know-how angeht.

Mehr Verantwortung, weniger Ressourcen

Mit dem Management von Devices im Internet of Things beziehungsweise unter Industrie 4.0 fällt der IT-Abteilung ein geschäftskritisches Aufgabenfeld zu. Eine Bitkom-Studie aus dem Jahr 2016 belegt jedoch, dass nur jedes fünfte Unternehmen zusätzliche IT-Security-Experten und IT-Service-Manager einstellt. Mit der Verantwortung wächst die Arbeit, sowohl an Volumen als auch an Komplexität. CIOs müssen und können ihre Rolle als Chief Information Officer für das gesamte Unternehmen unterstreichen - wenn es ihnen gelingt, sämtliche Geräte im Netz im Griff zu haben.