Web-Architekturen ante portas

12.04.2002
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

Die Anpassung der Oberfläche an die Anforderungen des Web-Users ist noch nicht abgeschlossen, diesen Aspekt wollen die Walldorfer 2002 vertiefen. Eine Eins-zu-eins-Übernahme der alten Windows-Masken dürfte aufwändig sein, auch wenn sich nach Herstellerangaben ein Großteil der individuell angepassten Oberflächen automatisch in die Portalwelt übertragen lässt.

Mit einem ähnlichen Rollen- und Portal-Konzept tritt der amerikanische CRM-Hersteller Onyx an, der als einziger größerer Anbieter von Anfang an auf Web-basierende CRM-Software setzte. Allerdings hat es Onyx in Deutschland nach Meinung von Frank Naujoks nicht ganz einfach: "Die meisten Unternehmen schauen erst einmal, was ihr ERP-Anbieter macht. Ohne entsprechende Kundenbasis ist es schwierig, allein durch technische Features zu überzeugen." Neben Finanzdienstleistern und Hightech-Firmen will Onyx jetzt verstärkt die öffentliche Verwaltung angehen. Ende letzten Jahres hatte der Anbieter einen Benchmark-Test mit 40000 gleichzeitigen Benutzern seiner Web-CRM-Lösung auf MS .NET-Enterprise-Servern durchgeführt. Die Antwortzeiten lagen unter einer Sekunde. Laut Hersteller wurden dafür 40 Prozent weniger Hardware benötigt, als Peoplesoft für einen 30000-User-Benchmark-Test verwendet hat.

Oracles CRM

Getreu der Lieblingsdevise "alles aus einer Hand" von Larry Ellison hat auch Datenbankspezialist Oracle eine Java-basierende CRM-Suite im Programm. Die Benutzeroberfläche basiert auf HTML und ist für Call-Center-User mit Java-Applets für den schnellen "read ahead" aufgepeppt. Grundlage der CRM-Architektur sind der "Oracle Application-Server 9iAS" mit J2EE-Unterstützung als Middleware und das Datenbanksystem "9i Real Application Clusters". Als Web-Server dient "Apache", der mit entsprechenden Plug-ins auf allen Plattformen verfügbar ist.

Neben mehr oder weniger Internet-basierenden Systemen werden auch parallele Clients für Windows und Web angeboten. So stellt Applix für seine Software "Applix I-Enterprise" mehrere Zugriffsarten zur Verfügung, darunter einen Windows-Client, einen HTML-Client mit Unterstützung von Microsofts IIS oder Apache Webserver und einen Java-gestützten Thin Client. Die HTML-Clients greifen via Web-Server auf die App-Server zu. Über ein eigenentwickeltes "Java Developer Studio" wird das Maskendesign erstellt und geflegt, das dann sämtlichen Frontends zugrunde liegt. Basis dafür sind in XML gehaltene Daten und die Verwendung von DHTML. Der Anwendungs-Designer muss Applix zufolge nur eine Maske für unterschiedliche Clients pflegen.

Eine Reihe von kleineren Herstellern bietet einen Funktionsausschnitt ihrer C/S-Systeme über den Browser an, meist in Form des Online-Zugriffs auf CRM-Daten. Dazu gehört die Schweizer Team Brendel AG, die ihren Kunden mit dem "Win Card Thin Client" eine gemischte Client-Server-Web-Architektur anbietet. Über den Thin Client, der direkt auf dem CRM-Server aufsetzt, können online Informationen abgerufen und neue Daten erfasst werden. Auswahl- und Code-Tabellen werden zum Teil generisch zur Verfügung gestellt.