Web-Architekturen ante portas

12.04.2002
Von 
Daniela Hoffmann ist freie IT-Fachjournalistin in Berlin.

Der größte Kostenvorteil Internet-basierender Systeme liegt in der Thin-Client-Architektur, die Pflege und Wartung der Software nur noch auf dem Server notwendig macht. Welcher Hardwareaufwand getrieben werden muss, hängt zum Teil davon ab, wie viel Hauptspeicher für die einzelnen Clients am Server benötigt wird. Anwendungen, die bei jedem Login das Herunterladen eines Java Applets auf den Client verlangen, haben tendenziell einen wesentlich höheren Speicherbedarf und sind damit hardwareintensiver.

Die architekturbedingten Kosteneinsparungen sind für die Anwender derzeit jedoch offensichtlich noch zweitrangig. Gartner-Erhebungen zufolge hält nur eine Minderheit von 16 Prozent der Anwender die technische Architektur beim Kauf für ausschlaggebend. "Client-Server- oder Web-Architektur ist kein K.-o.-Kriterium", meint auch Frank Naujoks, Consultant bei der Meta Group Deutschland.

Unübersichtlicher Markt

Für Ed Thompson, Vice President und Research Director CRM bei Gartner Europe, ist der deutsche CRM-Markt einer der fragmentiertesten überhaupt. Die meist kleinen Anbieter kämen jeweils aus einem bestimmten spezialisierten Hintergrund wie Sales oder Direktmarketing, so Thompson. Namens- und Strategiewechsel seien an der Tagesordnung, was den Markt unübersichtlich mache.

Bei den Internet-Strategien sieht der CRM-Experte unterschiedliche Ansätze: "Immerhin rund 65 Prozent der europäischen CRM-Hersteller kommen aus der Sales- und Contact-Management-Ecke und sind traditionell mit Microsofts .NET-Strategie und dem II-Server verknüpft", sagt Thompson. "Die Anbieter von Call-Center- und Marketing-Lösungen werden sich eher in Richtung J2EE und Application-Server wie Websphere oder I-Planet bewegen." Die großen Hersteller werden seiner Ansicht nach auf HTML-basierende Systeme mit Java-Script-Interface setzen. Als Grund dafür führt der CRM-Analyst an, dass große Unternehmen, zum Beispiel Banken und Telefongesellschaften, als Standard vielfach Produkte wie Websphere von IBM, Weblogic von Bea oder I-Planet einsetzen. Daher zeichne sich bei den CRM-Marktführern ebenfalls der Trend zu

Application-Server-Strategien ab. Selbst Siebel, das bisher auf einen eigenen App-Server baut, wird nach Meinung von Thompson angesichts des Kundendrucks ab der Folgeversion von Siebel 7 Websphere unterstützen.