SCM-Anbieter stecken in der Klemme

23.04.2003
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Besser schnitt dagegen i2-Konkurrent Manugistics ab. 80 Prozent von 20 befragten Unternehmen äußerten, die Investitionen in die SCM-Lösung hätten sich amortisiert. Frank Hemforth, Mitarbeiter im Bereich Technology Business Consulting Europe bei Manugistics, führt dies darauf zurück, dass im laufenden Implementierungsprozess immer wieder zuvor definierte Kennzahlen überprüft würden, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen.

Geschäfte brechen ein

Die jüngst veröffentlichten Geschäftszahlen von Manugistics sprechen jedoch eine andere Sprache. So berichtete das Unternehmen für 2002 einen Umsatz von 272,4 Millionen Dollar, knapp 25 Prozent weniger als noch ein Jahr zuvor. Die Verluste wuchsen im Jahresvergleich von 115 auf 212 Millionen Dollar. Als besonders alarmierend werten Experten die Einbrüche bei den Lizenzeinnahmen. Mit 18,5 Millionen Dollar betrug dieser Posten im vierten Quartal 2002 nur mehr 27,5 Prozent vom Gesamtumsatz. Ein Jahr zuvor waren es noch 40,5 Prozent. Angesichts dieser Probleme wird es für die SCM-Spezialisten i2 und Manugistics schwierig, neue Geschäfte an Land zu ziehen, resümiert Helmuth Gümbel, Analyst bei Strategy Partners. Kunden wollten heute keine Phantasiezahlen in Sachen RoI mehr hören, von denen keiner nachrechnen könne, ob sie erreicht wurden. Viele setzten daher verstärkt auf solide Angebote.

Dennoch wird Gümbel zufolge weiter Geld für SCM-Lösungen ausgegeben. „Dies ist kein Bereich, in den man einmal groß investiert, und die Sache ist erledigt.“ Neue Geschäftskonstellationen und Prozesse sorgten jedoch dafür, dass sich SCM oftmals zu einer permanenten Baustelle entwickle. Gerade Mittelständler ständen deshalb oft vor Problemen. Von dieser Situation profitierten die klassischen ERP-Anbieter, die zunehmend SCM-Funktionen in ihre Standardpakete integrieren. Ein Mittelständler analysiert die Wertekette, zu der er gehört, und eruiert, welche Produkte seine Partner einsetzen, erläutert Gümbel. In aller Regel orientiert sich daran seine Kaufentscheidung. „Das gefällt natürlich den Anbietern, die bereits einen großen Marktanteil besitzen.“

Allerdings ist auch bei den ERP-Anbietern Sand im SCM-Getriebe. So musste beispielsweise SAP im letzten Jahr einen deutlichen Umsatzrückgang in dieser Sparte hinnehmen. Jedoch haben SAP und Co. den Vorteil, Ausfälle mit anderen Geschäftsbereichen kompensieren zu können. Funktional haben noch die Spezialisten die Nase vorn. So könne i2 nach wie vor auf einen gewissen Vorsprung bauen, berichtet Peter Becher, Leiter des Bereichs Process Management bei der Krones AG in Neutraubling. Sein Unternehmen habe sich im vergangenen Jahr für die i2-Lösung entschieden und diesen Schritt bislang nicht bereut. Im Rahmen der Vorbereitung habe man sich auch mit den SAP-Produkten beschäftigt, dabei allerdings keinen Vorteil für Krones erkennen können. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für i2 und Manugistics?