SCM-Anbieter stecken in der Klemme

23.04.2003
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

ERP-Konkurrenz Neben der SAP, die mit „Mysap SCM“ im Markt vertreten ist, versuchen auch die anderen ERP-Anbieter, im SCM-Revier zu wildern. So hat beispielsweise Peoplesoft für kommenden Mai eine komplett überarbeitete SCM-Palette angekündigt. Das neue Angebot, mit dem nach langen Verzögerungen die Integration der SCM-Funktionen in das ERP-Paket gelingen soll, richtet sich in erster Linie an Produktionsunternehmen, die Teile ihrer Fertigung an Partner ausgelagert haben. J.D. Edwards hat Mitte März mit dem Analyse-Tool „Demand Forecasting“ das erste Werkzeug seiner neuen SCM-Suite vorgestellt. Damit sollen Anwender ihre Bedarfsplanung anhand von statistischen Auswertungen von Verkaufszahlen und Auftragsinformationen besser handhaben können. Wann das Gesamtpaket „Supply Chain Management 9.0“ herauskommt, steht noch nicht fest.

In der Folge geriet der SCM-Spezialist mehr und mehr aus der Bahn. Im April 2002 räumte CEO Greg Brady nach nur einem Jahr den Chefposten und gab den Führungsstab an den Firmengründer Sanjiv Sidhu zurück. Ruhe kehrte dennoch nicht ein. Schlechte Quartalsergebnisse, Entlassungen, verspätete Produktvorstellungen sowie Gerüchte über Bilanzmanipulationen bescherten dem texanischen Softwarekonzern weiterhin unruhiges Fahrwasser.

Unrühmlicher Höhepunkt dieser Entwicklung ist die kürzliche Warnung der Finanzverantwortlichen von i2, sie rechneten mit Berichtigungen für die Bilanzen der Jahre 1999 bis 2002. Investoren dürften den bisherigen Informationen nicht trauen, so die ernüchternde Nachricht aus der Firmenzentrale in Dallas. Bis Juni soll die Prüfung durch Deloitte & Touche abgeschlossen sein. Mittlerweile hat auch die US-amerikanische Börsenaufsicht ein formelles Verfahren gegen den Softwareanbieter eingeleitet. Der Vorwurf lautet, das Unternehmen habe Umsätze falsch gebucht, um seine Bilanzen zu schönen. Außerdem droht i2 der Ausschluss von der Nasdaq, da die Fristen für die Abgabe der Bilanz 2002 versäumt wurden.

Das Management versucht indes, die Auswirkungen der Bilanzprobleme herunterzuspielen. So sei das, was gerade bei i2 passiert, nichts Ungewöhnliches mehr, argumentiert Janet Eden-Harris, Chief Marketing Officer des Unternehmens. In den USA habe es im vergangenen Jahr rund 300 Firmen gegeben, die den gleichen Prozess einleiten mussten. Man habe sich angesichts einiger vergangener Transaktionen und der zahlreichen aktuellen Untersuchungen dazu entschlossen, gleich alles zu bereinigen und die Prüfung bis 1999 auszudehnen. Ein Verkauf des Unternehmens, über den in der Branche bereits seit längerem spekuliert wird, sei bislang nicht diskutiert worden.

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