Die Hiobsbotschaften aus der SCM-Szene häufen sich. So meldete zuletzt beispielsweise Manugistics tiefrote Zahlen für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2002/03. Vor allem Abschreibungen und ein rückläufiges Lizenzgeschäft ließen den Nettoverlust auf über 111 Millionen Dollar anschwellen. Angesichts eines Umsatzes in Höhe von 65,5 Millionen Dollar ein erschreckendes Ergebnis, so das Urteil von Analysten. Noch schlimmer traf es i2 Technologies. Der SCM-Spezialist gab bekannt, seine Bilanzen rückwirkend bis 1999 überprüfen zu müssen. Inzwischen ermittelt die US-amerikanische Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) gegen die Verantwortlichen, die zusätzlich noch ein Verfahren über den Ausschluss aus dem Nasdaq-Index am Hals haben.
Versprechen nur selten gehalten
Kürzere Durchlaufzeiten, geringere Lagerbestände, verbesserte Liefertreue und als Folge von alledem immense Spareffekte - mit diesen Versprechen traten Anbieter wie i2 und Manugistics in der Vergangenheit bei den Kunden an. Die Ausgaben für die SCM-Applikationen würden sich binnen Jahresfrist amortisieren, tönten sie. Doch bereits vor zwei Jahren warnten Analysten wie Karen Peterson von Gartner vor den schwer kalkulierbaren Risiken bei der Implementierung einer unternehmensweiten SCM-Lösung. Viele Anwender unterschätzten den Aufwand, das System an die Bedürfnisse des eigenen Unternehmens anzupassen. Mindestens fünf Prozent aller SCM-Projekte würden 2002 scheitern, orakelte Peterson.
Die IT-Kassandra behielt Recht. Fehlgeschlagene Großprojekte bei Nike, Siemens und Volkswagen sorgten für Schlagzeilen. So scheiterte der Siemens-Konzernbereich Information and Communication Networks (ICN) mit der Implementierung einer i2-Applikation. Mangelnde Funktionalität und Performance sowie nicht eingehaltene Termine sorgten dafür, dass von der ursprünglich geplanten Siemens-weiten Einführung der Lösung heute niemand mehr spricht.