SAP setzt Anwender unter Druck

14.02.2002
Von Christian Zillich

In der Branche kursiert die Faustregel, der Umstieg auf Mysap.com rechne sich für Unternehmen, die mindestens drei nicht in R/3 enthaltene Module nutzen wollen. Bei der Its.on GmbH & Co. KG, einem Zusammenschluss von acht IT-Bereichen der Degussa Gruppe, hält man dagegen wenig von dererlei Ratschlägen, obwohl dort ehrgeizige Projekte mit mehreren New-Dimensions-Lösungen angepackt werden. So arbeitet beispielsweise die zur Degussa zählende Röhm GmbH, ein Hersteller von hochwertigen Spezialkunststoffen mit 2500 SAP-Anwendern, an 50 weltweit verteilten Standorten mit einem SAP-R/3-Cluster.

Preismodell überholt technische Entwicklung

Neben der Einführung eines Web-Shops mittels SAP-CRM sowie der Nutzung des Enterprise Buyer Portals für die Anbindung an Marktplätze der Chemieindustrie wie CC-Chemplorer und Elemica arbeitet die Its.on dort an der Verbesserung aller Planungsprozesse im Unternehmen.

Dafür, so das ambitionierte Ziel, strebt Röhm eine integrierte Lösung, bestehend aus den Modulen APO, BW und SEM, an. Im Dezember des vergangenen Jahres erfolgte die Kopplung des R/3-Systems mit dem Business Warehouse und APO. Laut Peter Kühn, Vice President Applications Group der Its.on, seien die Prozesse gut zu modellieren gewesen. Die Schwierigkeiten hätten eher im Detail gelegen, worunter letztendlich die Performance noch etwas leide.

Um auch die strategische Planungsebene in das System einbeziehen zu können, soll in einem weiteren Schritt das BW mit dem Strategic-Enterprise-Management-(SEM-)Modul zusammenarbeiten. Die Aussage der SAP, die Integration von Einzelkomponenten sei unter Mysap.com stark verbessert worden, bewertet Kühn eher kritisch. Er sieht hier vielmehr einen deutlichen Optimierungsbedarf: „Ich habe den Verdacht, die SAP betrachtet die Integration von Komponenten als Kundenprojekt. Wir sehen diese Pflicht jedoch auf Herstellerseite.“

Er plant den Umstieg von R/3, Release 4.6, auf Mysap.com erst dann, wenn er deutliche Verbesserungen im Zusammenspiel der einzelnen Lösungen erkennen kann: „Für uns gibt es derzeit keinen Grund, an der Basistechnologie etwas zu ändern.“ Obwohl Kühn Best-of-Breed-Ansätze für eine schlechte Alternative hält, hat er doch den Eindruck, SAPs Lizenzmodell sei der technischen Entwicklung ein gutes Stück vorausgeeilt.