Digitalisierung in der Medizin

Mit Robotern und Videochat zur besseren Health Care

16.09.2016
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Bitkom-Untersuchung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Vorteile der Online-Sprechstunde.
Bitkom-Untersuchung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen: Die Vorteile der Online-Sprechstunde.
Foto: Bitkom

Rohleder wies darauf hin, dass das Ende 2015 verabschiedete E-Health-Gesetz vorsieht, dass telemedizinische Befunde etwa von Röntgenbildern sowie die Online-Sprechstunde mit Patienten heute bereits starten könnten. "Die Einführung erster Telemedizin-Anwendungen ist ein großer Fortschritt. Weitere Anwendungen müssen schnell folgen", so Rohleder.

Die Nachteile der Online-Sprechstunde.
Die Nachteile der Online-Sprechstunde.
Foto: Bitkom

Über telemedizinische Szenarien hinaus bietet die Digitalisierung zahlreiche Chancen für die Prävention, Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Moderne Methoden der Datenanalyse mittels Big-Data-Technologien ermöglichen es beispielsweise, Erbgut auf Gesundheitsrisiken zu untersuchen. Hier allerdings gibt es - bei prinzipieller Offenheit gegenüber diesen Möglichkeiten - durchaus auch Vorbehalte. "Wer über seine individuellen Krankheitsrisiken Bescheid weiß, kann sich entsprechend gesundheitsbewusst verhalten", so Rohleder. "Deshalb sollte jeder, der diese Informationen haben möchte, die Möglichkeit bekommen, ohne dass daraus eine allgemeine Pflicht erwachsen darf."

Bereit, Gesundheitsdaten zur Verfügung zu stellen

Gesundheitsdaten sind in der Medizin und im Gesundheitswesen auch für zahlreiche weitere Zwecke wertvoll, schreibt der Bitkom. Größte Sorgen ist und bleibt - wie das Debakel der immer noch nicht eingeführten Gesundheitskarte wegen der vielfältigen Sorgen um Security-Aspekte belegt - das Thema Datensicherheit. Viele Befragte (82 Prozent) haben die Sorge, dass durch die Digitalisierung der Medizin die Gefahr des Missbrauchs von Gesundheitsdaten steigt. Wären die Daten optimal geschützt sind, würden die Befragten aber unter gewissen Voraussetzungen ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen (siehe Grafik). "Medizinische Daten können im Gesundheitssektor Leben retten. Deshalb müssen wir sie konsequent und klug nutzen. Ein Höchstmaß an Datenschutz ist dabei Voraussetzung", so Rohleder.

Wieviele Nutzer wann Daten zur Verfügung stellen würden.
Wieviele Nutzer wann Daten zur Verfügung stellen würden.
Foto: Bitkom

Internet als Gesundheitsberater gefragt

Schon heute spielen digitale Technologien eine wichtige Rolle in Gesundheitsfragen - das wird deutlich am Beispiel der Online-Gesundheitsrecherche: Zwei Drittel der Internetnutzer (64 Prozent) informieren sich wenigstens hin und wieder im Internet über Gesundheitsthemen, jeder Fünfte (20 Prozent) sogar mindestens einmal pro Monat. Die drei Top-Themen sind dabei: gesunde Ernährung, Krankheitssymptome, Fitness/Sport und alternative Behandlungsmethoden (siehe Grafik).

Über welche Gesundheitsthemen sich Nutzer im Internet informieren.
Über welche Gesundheitsthemen sich Nutzer im Internet informieren.
Foto: Bitkom

Von den Recherchemöglichkeiten im Internet profitieren die Anwender in vielfältiger Weise: So würde sich die gesundheitliche Versorgung verbessert habe, zum Beispiel weil sie schneller als früher einen passenden Arzt finden. Zudem helfe die Internetrecherche dabei, souveräner gegenüber ihrem Arzt aufzutreten. Zudem verstehen sie ihren Arzt jetzt besser (siehe Grafik). "Patienten sind dank des Internets heute so gut informiert und so mündig wie nie zuvor - und das kann den Erfolg von Therapien enorm unterstützen", sagt Rohleder. Wenn der Patient zum Beispiel verstehe, wie ihm ein bestimmtes Medikament hilft und warum es auf nüchternen Magen eingenommen werden soll, steigere das die Therapietreue enorm.

Wie Nutzer bei der Internetrecherche zu Gesundheitsthemen profitieren
Wie Nutzer bei der Internetrecherche zu Gesundheitsthemen profitieren
Foto: Bitkom

Rohleder warnt allerdings davor, eigenmächtig Therapieänderungen vornehmen, also etwa vom Arzt verordnete Medikamente abzusetzen, oder sich gar in Panik versetzen zu lassen, weil man meint, eine bestimmte Krankheit zu haben.

Sorgen um die Gesundheit wegen Internetrecherche

20 Prozent der Nutzer von Online-Gesundheitsinformationen sagen, dass sie sich durch die Internetrecherche häufiger als früher Sorgen um ihren Gesundheitszustand machen. Jeder Zweite hat außerdem Probleme, bei der Fülle an Gesundheitsinformationen im Internet seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden. Der Bitkom rät, bezüglich der Seriosität und Unabhängigkeit von Internetangeboten sowie der Kompetenz von Autoren Hinweise im Impressum zu beachten. Immer wieder werde nämlich ersichtlich, dass einzelne Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen hinter dem Angebot stecken.

Zudem würden oft Gruppen, die Meinungen fernab der Schulmedizin und etablierter alternativer Behandlungsmethoden vertreten, im Internet aufscheinen. Im Zweifel sollten Anwender einfach mal unterschiedliche Seiten und deren Informationen vergleichen, so der Bitkom, um zu prüfen, ob die jeweiligen Informationen glaubwürdig sind.

Mehrheit glaubt an die Chancen der Digitalisierung der Medizin

Abschließend schreibt der Bitkom, dass die Befragten insgesamt gegenüber der Digitalisierung in der Medizin und im Gesundheitswesen positiv eingestellt sind: Eine deutliche Mehrheit (61 Prozent) unterschreibt den Satz: Die Digitalisierung der Medizin birgt unterm Strich mehr Chancen als Risiken. "Wie einst die Erfindung des Penicillins läutet die Digitalisierung jetzt eine neue Ära der Medizingeschichte ein: Sie wird vielen Menschen zu einem längeren Leben mit einer höheren Lebensqualität verhelfen", so Rohleder. "Die Patienten haben dieses Potenzial erkannt, und die technischen Möglichkeiten sind da - nun wird es Zeit, sie konsequent zu nutzen."