Digitalisierung in der Medizin

Mit Robotern und Videochat zur besseren Health Care

16.09.2016
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Der Bitkom Research hat 1009 Deutsche ab 14 Jahren befragt, wie sie es mit dem Einsatz digitaler Techniken für ihre Gesundheit halten. Immerhin 20 Prozent würden ihren Gesundheitszustand mit digitaler Technik überwachen lassen.

Das ist der (Alp-)Traum des Gesundheitswesens: Man steht an einer Kreuzung. Ein freundlicher Herr, wahlweise eine Dame, klopft einem auf die Schulter und stellt sich als Doktor und Spezialist für Erkrankungen der Herzkranzgefäße vor. Dann diagnostiziert er, dass man in fünf Minuten einen Herzinfarkt bekommen wird. So weit, so schlecht.

Beruhigend weist er einen aber auf einen Rettungswagen hin, der an der Fahrbahnseite parkt und bereits auf einen wartet. Die Rettung naht. Alles wird gut.

Soweit das Sci-Fi-Szenario.

Tatsächlich nähert sich die Medizin aber mit Riesenschritten dieser schönen neuen Welt der Gesundheitsvorsorge. Der Bitkom nun wolllte in einer Untersuchung wissen, wie Deutsche die Digitalisierung der Health Care und die damit verbundene Überwachung der individuellen Gesundheitsparameter beurteilen.

Hierzu spannte der Marktforschungsarm des Digitalverbands Bitkom, Bitkom Research, diverse Szenarien auf: Der Arzt, der per Videochat von zu Hause aus konsultiert wird. Big-Data-Analysen, die rechtzeitig vor einer drohenden Herzerkrankung warnen. Roboter, die Chirurgen bei heiklen Operationen unterstützen. Samt und sonders digitale Technologien, die heute bereits im Einsatz sind und genutzt werden können.

Deutsche sehen große Chancen in der Digitalisierung der Medizin

Die Umfrage ergab, dass Deutschen im Einsatz digitaler Techniken große Chancen für die Prävention, Diagnose und Heilung von Krankheiten sehen. Großes Interesse hätten die Befragten demnach an telemedizinischen Angeboten, so der Bitkom: Jeder Fünfte (20 Prozent) erklärte, dass er im Krankheitsfall auf jeden Fall seinen eigenen Gesundheitszustand telemedizinisch überwachen lassen würde. Weitere 39 Prozent können sich vorstellen, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Insgesamt 59 Prozent sind damit offen gegenüber dem sogenannten Tele-Monitoring.

Dabei werden beispielsweise die Vitalwerte wie Blutdruck oder Blutzucker von Patienten mit Herzerkrankungen oder Diabetes digital an ein Krankenhaus übermittelt, wo medizinisches Fachpersonal diese prüft und den Patienten bei Unregelmäßigkeiten benachrichtigt.

Online-Sprechstunden würde jeder Dritte wahrnehmen

Die Online-Sprechstunde mit dem Arzt würden 17 Prozent der Befragten auf jeden Fall nutzen, 16 Prozent können sich dies vorstellen (Gesamtinteresse: 33 Prozent). Um Ärzte im Ausland zu konsultieren, würden acht Prozent auf jeden Fall Telemedizin in Anspruch nehmen, 42 Prozent sind daran zumindest interessiert (Gesamtinteresse: 50 Prozent).

Und 14 Prozent würden sich einer Operation unterziehen, bei der ein Spezialist aus der Ferne per Video zugeschaltet ist und dem behandelnden Arzt Hinweise gibt, 45 Prozent können sich dies vorstellen (Gesamtinteresse: 59 Prozent). "Telemedizin ist ein hervorragendes Beispiel für das beeindruckende Potenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Online-Sprechstunden oder Tele-Monitoring können die Versorgung kranker Menschen deutlich verbessern, Arzt und Patient entlasten und dabei auch noch die Kosten im Gesundheitswesen senken", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Entfremdung vom Arzt

Allerdings sehen die Befragten neben den Vor- auch erhebliche Nachteile etwa bei Online-Sprechstunden (siehe Grafiken "Vorteile/Nachteile von Online-Sprechstunde" - Quelle jeweils Bitkom). Rohleder hierzu: "Die Online-Sprechstunde wird die Präsenz-Sprechstunde nicht ersetzen, sondern ergänzen. Davon profitieren Arzt und Patient gleichermaßen."