Linux nutzt auch Windows-Usern

17.08.2005
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Bei Balfour Beatty Rail Power Systems, einem weltweit agierenden Anbieter von Bahninfrastrukturanlagen mit Sitz in München, dürfte diese Entscheidung nur ein Achselzucken hervorgerufen haben. Die Tochter eines internationalen Baukonzerns setzt auf Nummer sicher - auf Microsoft Windows. Sie tut das umso lieber, als sie auch Windows-Server betreibt und deshalb von einer einheitlichen Softwarewelt profitiert. "Von der Integration her haben Sie gewisse Vorteile, wenn Sie nur auf Microsoft setzen", bestätigt Ali Inci, verantwortlich für Administration, globale Netze und Sicherheit, "zudem scheinen uns die Unterschiede von der Kostenseite her nicht so gigantisch, dass man die Nachteile in Kauf nehmen müsste." Er habe beim Desktop-Lieferanten Dell nachgefragt, was das Unternehmen sparen würde, wenn es die OEM-Lizenz für Windows nicht abnähme. Die Antwort fiel desillusionierend aus: 30 Euro pro Rechner war der Anbieter bereit nachzulassen.

Ali Inci, Balfour Beatty, nimmt für die Vorteile einer integrierten Softwareumgebung die Nachteile der Herstellerbindung in Kauf.
Ali Inci, Balfour Beatty, nimmt für die Vorteile einer integrierten Softwareumgebung die Nachteile der Herstellerbindung in Kauf.

Offenbar ist der Schreibtisch der Mitarbeiter nicht das Feld, auf dem Linux Preisschlachten gewinnt. "Am meisten kann man bei Linux-Migrationen im Unix-Segment sparen", sagt jedenfalls Andreas Zilch, Vorstandsvorsitzender des Consulting-Unternehmens Meton Group AG, zu dem sich kürzlich ehemalige Meta-Group-Berater zusammengeschlossen haben. Insofern halte er die Strategie von MAN Nutzfahrzeuge für einleuchtend, die im Backend auf OSS, am Frontend jedoch auf Windows setzen. Linux auf dem Client würde der Berater seinen Kunden derzeit nicht empfehlen. "Ich finde das sehr, sehr spannend", räumt er ein, "und ich habe großen Respekt vor dem, was die Stadt München macht. Aber ich halte es für extrem risikant, hier Vorreiter zu sein."