Linux nutzt auch Windows-Usern

17.08.2005
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Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Darüber hinaus waren die kommerziellen Anbieter nicht bereit, bei dem von der Stadt gewünschten Know-how-Transfer mitzuspielen. "Über die nächsten Jahre wollen wir immer mehr selbst machen; das konnten uns die großen Anbieter nicht zusichern", erinnert sich Hoegner. Und last, but not least wäre mit solchen Partnern nicht möglich gewesen, was die Stadt München als ihre "politische Aufgabe" sieht - die kostenlose Weitergabe des Standard-Desktops an kleinere Verwaltungen. Denn die kommerziellen Softwaredistributionen enthalten lizenzpflichtige Bestandteile. Deshalb sei Debian zum Zug gekommen - als Bestandteil eines Angebots aus einem mittelständischen Unternehmen.

MAN Nutzfahrzeuge hingegen legt Wert auf einen weitreichenden Support seiner OSS. Für den Anbieter Suse sprach unter anderem die Tatsache, dass er zur Zeit der Entscheidung schon ein Projekt für das Mainframe-Betriebssystem OS/390 gestartet hatte. Die Übernahme durch Novell habe sich bislang weder positiv noch negativ ausgewirkt, beteuert Lorenz: "Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir relativ lange Upgrade-Zyklen haben, also die Systeme längere Zeit konstant halten. Und viele Kernel-Entwicklungen gehen in Richtung Devices, was uns im Server-Bereich weniger berührt."

Hoegner sieht diese Akqusition weitaus kritischer: "Nach meinem Dafürhalten ist damit eine viel stärkere Kommerzialisierung eingeläutet", äußert er seine Befürchtungen. Er betrachte mit Sorge, wie "eher monolithische" Distributionen auf den Markt gebracht würden: "Wenn Sie beispielsweise zusätzliche Open-Source-Applikationen aus dem Internet herunterladen, gibt es plötzlich Versionen für Suse, für Red Hat, für Debian etc. Und das ist extrem hinderlich." Debian habe zwar auch sein eigenes Distributionsverfahren, aber das sei wenigstens offen gelegt.