Noch immer finden sich bei den Patentanmeldungen unter den weltweit ersten zwölf Unternehmen mit Bosch, Infineon und Siemens drei deutsche Elektronikfirmen. Doch der Transfer des Wissens aus der Grundlagenforschung in die Wirtschaft könnte weitaus effektiver sein, heißt es bei Fachleuten und Politikern aller Coleur vielsagend. Hans-Jörg Bullinger, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, schrieb unlängst seiner Zunft öffentlich ins Stammbuch: "Wir sind satt und bequem geworden." Damit aber in Zukunft aus solchen Tüfteleien wieder verstärkt gute und vermarktbare Produkte "Made in Germany" werden, wird landauf, landab einmal mehr neben der besseren Vernetzung von Forschung und Wirtschaft auch mehr Mut zum Risiko gefordert. Auch Bullinger redet einer erneuten Gründeroffensive das Wort: "Wir müssen daran arbeiten, dass die jungen Menschen wieder die Chance bekommen, mit Venture Capital Risiken einzugehen."
Einfacher gesagt, als getan. Denn damit ist man bei einem weiteren strukturellen Problem des IT-Standortes Deutschlandes. Nach dem Ende des Hypes an der Börse haben viele der Wagniskapitalisten der IT-Branche wieder die kalte Schulter gezeigt; den erfolgreichen "Exit"-Börsengang gibt es für die Investoren auf absehbare Zeit nicht mehr. Viele Venture Capitalists sitzen zudem auf "toten Fonds", müssen reihenweise Totalverluste abschreiben. Dem Shake out in der New Economy folgt(e) die Marktbereinigung unter den Private-Equity-Anbietern. Wie schon einmal zu Beginn der 90er Jahre hat man es mit einem Teufelskreis zu tun: Der Nachwuchs in der IT-Branche (im übrigen auch etablierte Firmen) klagt über zu wenig Möglichkeiten der Fremd- beziehungsweise Wachstumsfinanzierung; die Investoren ihrerseits sprechen von zu wenig Business Plänen mit Substanz.