Keine Jahre mehr verschenken

12.11.2004
Von 

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Die Misere, die Glotz hier schildert, ist im doppelten Sinne tragisch. Zum einen stimmt einfach, was er sagt. Das noch viel größere Problem ist indes, dass dieses Zitat vom April 1994 stammt! Seither sind mehr als zehn Jahre ins Land gegangen, und fast möchte man meinen, es sei nichts passiert. Siemens und Halbleiter, na ja! Grundig gibt es noch - als Marke. Und sonst? Natürlich ist SAP noch größer und erfolgreicher geworden; IDS Scheer im Windschatten der Walldorfer auch. Aber dann: Die Software AG tritt seit Jahren auf der Stelle, Intershop und Pixelpark sind schnell aufgestiegen und jäh wieder abgestürzt, einst etablierte mittelständische deutsche Softwareanbieter wie Brain, Infor und Ixos sind zum Objekt und Spielball ausländischer Investoren geworden. Im Hardwaremarkt gibt es bei wohlwollender Betrachtung aus deutscher Sicht noch Fujitsu-Siemens; zeitweilige Shooting Stars wie Maxdata und Medion kämpfen mit den Widrigkeiten eines mehr denn je volatilen PC-Geschäfts sowie den Folgen eigener Management-Fehler.

Kein Wunder also, dass sich in der deutschen IT-Industrie zuletzt mehr denn je Katzenjammer und defätistische Stimmung breit machte. Die Internet-Euphorie und der Hype am Neuen Markt sind längst verflogen. Die letzten Jahre waren, wirft man einen vordergründigen Blick auf einschlägige Statistiken, Minusjahre: weniger Umsatz, weniger Arbeitsplätze, weniger Neugründungen, dafür um so mehr Pleiten, Pech und Pannen. Die Posse um die Maut, die sich mehr als zäh gestaltende Einführung einer Gesundheitskarte und - ganz aktuell - die Softwareprobleme der Bundesagentur für Arbeit in Sachen Hartz IV. Hinzu kommt: Auch an den Kräfteverhältnissen hat sich nichts geändert. Mehr denn je fungieren (mit Ausnahme von SAP) Microsoft, IBM und Hewlettt-Packard (HP) als Taktgeber der Branche - und sind auch mit die größten Arbeitgeber in der IT-Industrie hierzulande.