Keine Jahre mehr verschenken

12.11.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Angesichts dieser ernüchternden Bilanz ist zumindest die Tatsache erfreulich, dass sich im deutschen Telekommunikationsmarkt seit dessen Liberalisierung im Jahr 1998 ein halbwegs funktionierender Wettbewerb etablieren konnte. So gelang es dem früheren Monopolisten Deutsche Telekom nach einigen sehr turbulenten Jahren, sich neben British Telecom als zweiter großer europäischer Carrier zu positionieren; hierzulande sorgten ein florierender Mobilfunksektor und ein sich respektabel entwickelndes Internet-Segment auch in den schwierigen Zeiten nach dem Platzen der Internet-Blase dafür, dass die TK-Branche insgesamt - wenn auch auf niedrigrem Niveau - auf Wachstumskurs blieb. Doch auch hier gäbe es aus Sicht des hiesigen Betrachters Anlass zur Häme und Kritik. Abgesehen von der kleinen Erfolgsgeschichte des Internet-Dienstleisters United Internet hat es kein weiteres deutsches Unternehmen geschafft, sich überregional einen bedeutenden Namen zu machen. Die Story des ehemaligen Highflyers Mobilcom ist immer noch eine eigene Geschichte wert; die der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone sowieso.

Was bleibt also als Zwischenbilanz festzuhalten? Der deutsche ITK-Markt insgesamt tritt auf der Stelle. Nicht unbedingt, was das weitere Wachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze angeht. Glaubt man den jüngsten Bitkom-Prognosen, steigt das Wachstum im kommenden Jahr wieder auf ansehnliche 3,4 Prozent. Mehr als 10 000 offene Stellen, die vermutlich mangels qualifizierter Spezialisten gar nicht besetzt werden können, zeugen vom Wiederaufschwung. Aber das grundlegende Übel, die Wurzel aller Probleme, scheint unüberwindbar: die fehlende "Time-to-Market"-Fähigkeit deutscher Ingenieure und Informatiker. Und deren nicht sonderlich ausgeprägte Bereitschaft, eigene Unternehmen zu gründen.