Jahresrückblick 2008

IT-Branche fährt Achterbahn

16.12.2008
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Deutsche Telekom: Kein Händchen für den Datenschutz

Doch auch hierzulande gab es Lichtblicke, selbst für gebeutelte Aktionäre. Dafür verantwortlich war diesmal die Deutsche Telekom, deren Management jahrelang dafür gerügt worden war, dass sich der Aktienkurs nicht bewege. Und tatsächlich: Seit März 2008 hat sich das Papier der Telekom kaum bewegt, während die meisten anderen Dax-Werte am Carrier vorbei in die Tiefe rauschten. Dies war umso überraschender, da die Telekom ihre Probleme im Festnetz (Stichwort: Flucht) noch nicht in den Griff bekommen hat und das Wachstum in anderen Segmenten längst an seine Grenzen gestoßen ist.

Zudem sorgte die Telekom im Laufe des Jahres mit immer neuen Enthüllungen zum Thema Datenschutz für Erregung. Mal waren 17 Millionen Datensätze geklaut worden, dann wurde die Bespitzelung von Aufsichtsräten, Mitarbeitern, Betriebsräten und Journalisten-Kindern bekannt, schließlich tauchten Kundendaten bei obskuren Drückerkolonnen von Wettbewerbern auf. Das T-Management hielt sich bedeckt, gab sich dann aber betont aufklärungswillig und berief mit Manfred Balz einen neuen Vorstand für Datenschutz, Recht, Compliance sowie das ganze neumodische Gedöns, für das es leider keine Applikation von der Stange gibt. Die Berufung erlaubt es immerhin, bei derartigen Vorwürfen in Zukunft elegant einen Blitzableiter präsentieren zu können. Verwunderlich ist nur, dass es den Call-Centern der Bonner in der Regel selbst nicht gelingt, bei Anrufen auf die aktuellen Kundendaten zuzugreifen ("Das ist Sache von T-Home, rufen Sie da an").

Intershop trotzt der Pleite

Sieger des Jahres 2008 im heimischen IT-Mittelstand war Intershop, das sich der Pleite stur verweigert hat. Trotz diverser Veränderungen im Management und Aufsichtsrat, neuen Anteileignern und strategischen Wirrungen bilanzierte das Unternehmen erstmals in seiner Geschichte ein positives operatives Ergebnis nach neun Monaten des Geschäftsjahres. Zudem wurden noch im November gegen den allgemeinen Abwärtstrend die Jahresprognose bestätigt, wonach ein "signifikanter Gewinn" ausgewiesen werden soll. Nachdem es viele Jahre ohne CFO ausgekommen war, leistete sich das Jenaer Softwareunternehmen im April mit Peter Vedder wieder einen Finanzchef. Ob das ein gutes oder schlechtes Signal ist, muss sich noch zeigen.