Jahresrückblick 2008

IT-Branche fährt Achterbahn

16.12.2008
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Schwarzes Jahr für die Deutsche Telekom

2008 war kein gutes Jahr für die Deutsche Telekom. Der Konzern stolperte von einer Panne in die nächste:

  • Im Januar schrillten die Alarmglocken bei der Gewerkschaft ver.di. Die Telekom-Verantwortlichen hatten angekündigt, über 9000 verbeamtete Mitarbeiter an den Bund beziehungsweise die Länder abschieben zu wollen. Mit dem Wechsel in den Staatsdienst sollte der eigene Personaletat entlastet werden. Die Telekom will rund fünf Milliarden Euro sparen und der Steuerzahler zahlt die Zeche.

  • Im Mai kam heraus, dass die Deutsche Telekom mehr als ein Jahr lang eigene Manager, Aufsichtsräte und Journalisten bespitzelt hat, um undichte Stellen im Unternehmen aufzuspüren. Dazu seien Verbindungsdaten unter anderem von DGB-Chef Michael Sommer und ver.di-Chef Frank Bsirske ausgewertet worden. Mehr als 60 Personen seien von der Spitzelaffäre betroffen, ermittelte die Staatsanwaltschaft.

  • Im September kündigte der Konzern an, Callcenter in 39 Städten dicht zu machen. Davon sei die Hälfte der 18.000 Beschäftigten in diesem Geschäftsbereich betroffen. Der Umbau sei unsozial und unsinnig, kritisierten die Gewerkschaften - der Transformationsprozess notwendig, konterte die Unternehmensführung. Nach wochenlangen Streitereien einigte man sich auf einen Sozialplan und die Schließung von 30 Standorten.

  • Der Oktober war der schwärzeste Monat des Jahres für die Deutsche Telekom: Zuerst kam heraus, dass in den Callcentern und T-Punkten bis zu 25.000 Menschen Zugriff auf Kundeninformationen gehabt haben. Dann musste der Konzern zugeben, dass bereits im Jahr 2006 Datendiebe bei der Telekom-Tochter T-Mobile Informationen zu 17 Millionen Kunden gestohlen hatten - darunter auch sensible Daten wie Geheimnummern und Privatadressen von Politikern und Wirtschaftsbossen. Telekom-Chef Rene Obermann musste sich öffentlich für das Datenklau-Debakel entschuldigen. Mittlerweile liegt die Angelegenheit bei der Staatsanwaltschaft. Zuletzt waren die Daten von rund 30 Millionen Handy-Kunden samt Bankverbindung mit relativ einfachem Aufwand einsehbar.

  • In Folge der Datenpannen quittierte im November Deutschland-Chef Philipp Humm seinen Dienst als Sprecher der Geschäftsführung.