Für die DMS-Anbieter wird die Luft dünn

28.05.2002
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Die Bielefelder wurden zudem durch ihre interne Struktur behindert: Diese sah eine Zweiteilung in den Bereich Sparkassen mit eher kleineren Kunden sowie das Industrie- und Versicherungsgeschäft mit Konzernen vor. Die Einteilung habe immer wieder zu Konflikten  geführt, berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter. Ferner habe es das Unternehmen versäumt, adäquate Strukturen einzuziehen, von denen das zunächst rapide Wachstum getragen werden konnte. Die Erkenntnis ist nicht neu: Wer eine Firma gründet, muss nicht automatisch für den Vorstandsposten geeignet sein.

Gleiches gilt auch für SER Systems, 1984 von Gert Reinhardt gegründet. Das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsjahr nach vorläufigen Zahlen 149 Millionen Euro umgesetzt, der für Ende März geplante Geschäftsbericht wurde immer noch nicht veröffentlicht. Das Minus vor Zinsen und Steuern belief sich auf fulminante 163,5 Millionen Euro. SER Systems musste sich zu einem schlechten Preis von eigenen Aktien und Auslandstöchtern trennen oder letztere in das Insolvenzverfahren schicken. Die Gläubigerbanken hatten dem DMS-Spezialisten schlicht die Pistole auf die Brust gesetzt.

Volker Halstenbach von Zöller & Partner

Der DMS-Experte beobachtet, dass das Vertrauen in die gesamte Branche erschüttert ist. Wahrscheinlich hält die Kaufzurückhaltung an.

Seit 1998 hatte SER Systems acht Firmen gekauft, deren strategischer Wert - vom finanziellen ganz zu schweigen - anscheinend gering war. Marktbeobachtern zufolge hat das Unternehmen dabei sein Kerngeschäft vernachlässigt und sich zu weit auf das Feld des Knowledge Management vorgewagt. Seit Anfang April ist die Firma im Geregelten Markt gelistet, weshalb sie nicht mehr der Publizitätspflicht unterliegt.