E-Procurement: Der Preis ist nicht allein entscheidend

30.08.2001
Von Marcus Ehrenwirth

Die Vorwärtsauktion ist der klassische Fall, wo von einem Eröffnungspreis ausgegangen wird und der Verkäufer den höchstmöglichen Preis erreichen will. Besitzt der Einkäufer Marktmacht, steht er also vielen Anbietern gegenüber, findet die umgekehrte Auktion Anwendung. Sie läuft solange, bis ein Lieferant das günstigste Angebot innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens abgegeben hat. Lassen sich die Güter und vor allem Dienstleistungen nicht im Vorfeld einer Auktion exakt spezifizieren, begleiten eventuell Verhandlungen die Preisfindung. Man spricht dann von strukturierten Verhandlungslösungen (Structured Negotiations).

Die Zukunft von E-Markets liegt demnach in ihrem Beitrag zur Wertschöpfung. Ob dabei für den einzelnen Anbieter die Technologie oder Prozessautomatisierung im Vordergrund stehen muss oder ob die Internalisierung des Beschaffungs-Know-hows erfolgsentscheidend ist, hängt von der Art der gehandelten Güter und Dienstleistungen und damit von der Struktur der traditionellen Beschaffungsmärkte ab.

Bei C-Gütern etwa sollten die Anwenderunternehmen darauf achten, dass der gewählte Dienstleister über fundiertes Integrationswissen verfügt, damit die Prozesse auch durchgängig automatisiert ablaufen können. Idealerweise geht dieses Integrationswissen bis zur Anbindung ganzer Supply Chains. Anbieter, die dieses Wissen heute erst noch aufbauen müssen und nicht über einen bedeutenden Marktanteil verfügen, haben nur wenig Chancen, das Dotcom-Sterben zu überleben. Umgekehrt sind die Erfolgsaussichten solcher E-Markets am größten, die in Märkten agieren, die traditionell sehr komplex sind und wo das Beschaffungswissen am meisten zählt.

Kriterien für die Qualität solchen Beschaffungswissens sind etwa die globale Präsenz des E-Markets, die Zahl der Teilnehmer an früheren Auktionen, die geografische Verteilung des erreichten Teilnehmerkreises, etwaige Partnerschaften im Bereich Qualitätssicherung sowie für Transport und Logistik und schließlich der bereits erzielte Marktanteil. Es wäre falsch, in der derzeitigen Bereinigung auf Anbieterseite das Ende der E-Markets überhaupt zu sehen. Das Sterben wird in manchen Bereichen weitergehen, auf der anderen Seite aber werden sich neue elektronische Märkte durchsetzen.