E-Procurement: Der Preis ist nicht allein entscheidend

30.08.2001
Von Marcus Ehrenwirth

Hat man diese Wahl einmal getroffen, kommt es auf den Anbieter an.

Das wichtigste Kriterium für die Qualität eines Dienstleisters ist jedoch nicht die von ihm benutzte Technologie und angebotene Funktionalität, sondern der Wertschöpfungsbeitrag - neudeutsch Value Proposition - den er anbietet. Und der hängt wesentlich vom Geschäftsmodell des jeweiligen Serviceunternehmens ab.

Zwei Entwicklungen fielen nach einer Untersuchung von EIC-Partner Ende der 90er Jahre zusammen und haben das Aufkommen von E-Markets zuerst ermöglicht und anschließend gefördert: Zum einen betrachten die Unternehmen den Einkauf immer häufiger als strategisches Instrument. Heute versteht man die Beschaffung als eigene Wertschöpfungsebene, auf der sich ein desto größerer Mehrwert generieren lässt, je fundierter das Beschaffungswissen der Einkäufer ist, also je geringer die Beschaffungskosten sind.

Andererseits hat die Internet-Technologie Beschaffungsdienstleistern aufgrund der günstigeren Informationssuche und -bereitstellung das Tor zu vielen Branchen geöffnet. Die Spezialisierung auf Beschaffungswissen bringt Synergieeffekte mit sich, wenn die Dienstleister zugleich für mehrere Kunden arbeiten beziehungsweise in unterschiedlichen Branchen tätig sind. Dadurch können sie ihre Dienste auch in Märkten anbieten, in denen sich solche Leistungen ohne das Internet nicht gelohnt hätten.

Ein solches Beispiel ist etwa der Markt für Gebrauchtmaschinen. Er war traditionell äußerst fragmentiert, sowohl was die einzelnen Branchen als auch was die regionale Reichweite der Händler anging. Das Wissen, wo welche Maschinen in welcher Qualität zu finden waren, fand sich ohne das Internet in mehrstufigen Händlerketten, was den Preis für gebrauchte Maschinen in die Höhe schraubte. Deshalb wurden nur wenige Maschinen gehandelt, und nur finanzkräftige Firmen kauften auf diesem Markt ein.

Das Internet schafft in diesem speziellen Fall die Möglichkeit, eine mehrstufige Händlerkette durch die Internalisierung des Beschaffungswissens zu ersetzen. Und genau hier kann für die Anwenderunternehmen ein Wert entstehen. Denn durch das weltweite Suchen nach geeigneten Maschinen erhöht sich die Angebots- und damit Preistransparenz, gleichzeitig steigt die Zahl der potenziellen Abnehmer. Dadurch wächst die Wahrscheinlichkeit, dass ein echter Marktpreis zustande kommt, der die Präferenzen von Anbietern und Nachfragern widerspiegelt.