Dreimal Outsourcing rückwärts

12.03.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Haus-IT gibt den Takt vor

Weil sämtliche unternehmenskritischen Anwendungen auf AS/400-Systemen laufen, wurden die Rechner in einem neu errichteten hauseigenen Rechenzentrum zusammengezogen und konsolidiert. Dort kümmern sich eigene Kräfte um die Midrange-Systeme. Für die Finanz- und Rechnungssoftware wurden interne Experten ausgebildet, die die Software im Notfall wiederherstellen können, bis die Servicemannschaft des Hersteller vor Ort ist. Die Common Solutions erbringt zudem Helpdesk-Dienste für die unternehmenskritischen Individualanwendungen.

Auch das interne Verhältnis zur Common Solutions wurde neu gestaltet. Weiterhin betreibt und betreut der hausinterne IT-Dienstleister die Warenwirtschafts- und Logistikanwendungen, doch die Verantwortung wurde neu verteilt. Der Zimbo-CIO steuert als Geschäftsführer den IT-Dienstleister, und das Wissen um die IT-Unterstützung der Geschäftsabläufe ist in der hausinternen IT-Abteilung verankert. „Das Unternehmen muss die Anforderungen formulieren, die die Strategie der nächsten Jahre beeinflussen. Programmieraufgaben lassen sich ohne weiteres an einen Dienstleister wie der Common Solutions übergeben“, schildert Sattler, „doch die interne IT-Abteilung bestimmt den Takt der Entwicklung.“

Lange Reaktionszeiten gefürchtet

Grundsätzlich pflegt Sattler eine kritische Distanz zu den Angeboten der IT-Dienstleister, ein überzeugter Outsourcing-Gegner ist er nicht. In Randbereichen fern der eigentlichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmen sei der Fremdbezug von Leistungen denkbar, doch „wenn man die Kerngeschäftsprozesse an einen Outsourcing-Dienstleister übergibt, muss man mit sehr langen Reaktionszeiten auf Marktereignisse rechnen“, warnt der IT-Manager. Zudem zeige die Erfahrung mit Outsourcing-Verträgen, dass im Betrieb neue Anforderungen entstehen und Service-Level-Agreements nachgebessert werden müssen - die Abhängigkeit vom Partner schwächt die Verhandlungsposition der Anwenderunternehmen.

Insourcing in den USA Auch in den USA, wo CIOs und IT-Abteilungen auf eine längere Outsourcing-Tradition zurückschauen, sind Insourcing-Projekte keineswegs selten. Die US-amerikanische CW-Schwesterpublikation „CIO“ schildert in der aktuellen Ausgabe drei Beispiele. Im Jahr 2000 übernahm das Versicherungshaus Farmers Group das Unternehmen Foremost Insurance, das den IT-Betrieb an eine IBM-Tochter ausgelagert hatte. Der frühzeitige Ausstieg aus dem Outsourcing-Vertrag kostete eine Strafgebühr von vier Millionen Dollar. Eine Kostenanalyse von Cecilia Claudio, CIO bei Farmers, ergab, dass sich der Coup bereits nach einem Jahr rechnete. Gegen heftigen Widerstand musste Ellen Barry, CIO der Betreibergesellschaft des stadteigenen Kongresszentrums in Chicago, ein Insourcing-Vorhaben für Netzservices durchsetzen. Der Auslagerungsvertrag datiert auf das Jahr 1995. Die Anforderungen an die Netze waren anfangs minimal. Doch die Wünsche der Aussteller und Veranstalter stiegen rasant.