Wie Digitalisierung mehr tatsächlichen Geschäftsnutzen bringen kann

Die gefährlichen Sirenengesänge der Technologie

20.06.2016
Von 
Prashant Kelker ist Director bei Information Services Group Germany (ISG).

Öffentliche und private Daten kombinieren

Unternehmen wie zum Beispiel Industriefertiger, die mehr im B2B-Geschäft unterwegs sind, haben ihren Betrieb optimiert, indem sie ihre gesamte Lieferkette digitalisiert haben. Logistikunternehmen und Automobilzulieferer richten gemeinsame Plattformen ein, über die sie ihre Erfahrungen mit Lieferprozessen teilen. Die Aachener Universität zum Beispiel hat Smart Logistics Grids ins Leben gerufen, bei dem die beteiligten Unternehmen einen Verbund verschiedener Clouds für Prognosen auf der Basis von Datenanalysen nutzen. Diese Lösung verbindet mittlerweile Fertigungsunternehmen, Bauteileproduzenten und Logistikunternehmen miteinander – und jeder profitiert von Echtzeitinformationen. Die geteilten Informationen umfassen auch frei verfügbare Daten wie aktuelle Staus, Wetterwarnungen oder Autobahnumleitungen. In Kombination mit den eigenen, privaten Daten lässt sich der Betrieb der beteiligten Unternehmen kontinuierlich optimieren. So weiß das Montagewerk genau, wann bestimmte Teile eintreffen und kann enstprechenden Lagerplatz freiräumen, während die Logistiker ihre Fahrrouten an die jeweilige Verkehrslage anpassen können.

Viele Beratungshäuser geben ihren Kunden heute den Rat, sich auf IT-Investitionen zu konzentrieren, die Innovationen und Wettbewerbsvorteile schaffen. Dies führt häufig dazu, dass die bereits bestehenden IT-Systeme für Beschaffung, Finanzen oder HR weitgehend ausgeblendet bleiben. Die Investitionen fließen vorrangig in neue Systeme. Dabei können diese klassischen Unternehmensbereiche oft genauso oder sogar stärker von der Digitalisierung profitieren. Wer interne Prozesse digitalisiert, reduziert in der Regel Transaktionskosten und verbessert die Effizienz. Wenn Unternehmen analysieren, welche arbeitsaufwändigen Tätigkeiten geeignete Kandidaten für die Digitalisierung sind, stellen sie häufig fest, dass sie dadurch nicht nur Kosten sparen, sondern auch die Koordination und Kollaboration der Abteilungen untereinander verbessern.

Methoden, die Produktivität und Effizienz verbessern – wie DevOps in der Software-Entwicklung oder Lean in der Produktion – hinterlassen auch im Organisationsdesign eines Unternehmens ihre Spuren: Vorher voneinander getrennte Informationen und Teams wachsen zusammen. HR zum Beispiel kann seine Produktivität deutlich steigern, wenn es mithilfe ausgefeilter Algorithmen eigene und öffentliche Informationen analysiert, um Jobkandidaten treffsicher zu bewerten.