Die Chiprivalen beziehen neue Positionen

29.09.2003
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

AMD konterte wenige Tage nach dem Ankündigungsmarathon des Branchenführers auf dem Intel Developer Forum. Firmen-President und -CEO Hector Ruiz präsentierte in San Francisco vier 64-Bit-Prozessoren für PCs. Die Chips des Typs "Athlon 64" sind genau wie AMDs "Opteron"-CPUs für Server in der Lage, sowohl 64-Bit- als auch 32-Bit-Software auf der Basis eines 64-Bit-Betriebssystems zu verarbeiten. Denn AMD hat die Befehlssätze der alten x86-Architektur nur erweitert, während Intels Itanium-Familie ausschließlich mit den inkompatiblen "Epic"-Befehlssätzen arbeitet.

Desktop-Turbo von AMD

Alle vier Prozessoren haben 1 MB Level-2-Cache, AMDs Hypertransport-Technik und integrierte Memory-Controller. Die jetzigen CPUs sind noch in 130-Nanometer-Technik gefertigt und haben eine Fläche von 195 Quadratmillimetern. In der ersten Hälfte des kommenden Jahres will AMD auf 90 Nanometer Strukturbreite umsteigen.

Spitzenmodell unter AMDs Top-PC-Prozessoren ist der "Athlon 64 FX-51". Er arbeitet mit 2,2 Gigahertz Taktgeschwindigkeit, 128 KB Level-1-Cache und 128-Bit-Memory-Controller und kostet 733 Dollar (hier und im Folgenden Preise jeweils in 1000er Einheiten). Preislich viel attraktiver ist mit 417 Dollar der "Athlon 64 3200+". Diese CPU für Desktops ist 2 Gigahertz schnell und hat wie die folgenden Chips einen 64-Bit-Memory-Controller. Unter dem gleichen Namen, mit identischer Ausstattung und zum selben Preis gibt es einen Prozessor für Notebooks. Die vierte CPU mit der Typenbezeichnung "Athlon 64 3000+" ist ebenfalls für Notebooks vorgesehen. Sie arbeitet mit 1,8 Gigahertz und kostet 278 Dollar. Äußerliches Merkmal der Notebook-Varianten ist, dass sie nicht ummantelt sind.

AMD möchte mit den 64-Bit-Chips vor allem die PC-Spieler und die Power-User für sich gewinnen. Doch das wird nicht leicht. Bisher läuft nur 64-Bit-Linux auf den Prozessoren. Microsoft hat anlässlich der AMD-Präsentation lediglich eine Betaversion von Windows XP vorgelegt. Die endgültige 64-Bit-Variante des Betriebssystems will Microsoft im ersten Quartal 2004 freigeben. Bis dahin müssen die Gamer mit 32-Bit-Windows vorlieb nehmen.

AMD hofft, mit dem Athlon 64 nach acht Verlustquartalen in Folge endlich wieder Gewinne machen zu können. Eine Voraussetzung dafür wird sein, ob andere Hard- und Softwareanbieter ebenfalls darauf setzen, dass 64-Bit-Computing auf dem Desktop sinnvoll ist. Immerhin haben Hewlett-Packard, Fujitsu-Siemens und NEC angekündigt, die Chips in eigene Computer einbauen zu wollen. Besonders willkommen dürften AMD zwei weitere Alliierte sein: Nvidia hat angekündigt, eine auf den Athlon 64 abgestimmte Grafikkarte auf den Markt zu bringen. Und Epic Games beabsichtigt, seine Spiele (unter anderem "Unreal Tournament") an 64-Bit-Systeme anzupassen. Das hätte weitere Folgen; denn auch der Anbieter Electronic Arts verwendet die Games-Engine von Epic für seine PC-Spiele.