Digitalreport 2024

Deutschland hinkt bei Digitalisierung hinterher

15.02.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Fehlende Strategie, zersplitterte Zuständigkeiten und kein Geld - so wird das nichts mit dem digitalen Wandel.
Fehlende Strategie, zersplitterte Zuständigkeiten und kein Geld - so wird das nichts mit dem digitalen Wandel.
Foto: lfD-Allensbach

Der Umfrage zufolge haben Bürgerinnen und Bürger hierzulande im Allgemeinen kein Problem damit, dass ihre Daten gesammelt und ausgewertet werden, wenn dies einen Nutzen für die Allgemeinheit stiftet. Zwei Drittel der Bevölkerung halten es für gerechtfertigt, Daten zu sammeln, um Behördenangelegenheiten zu vereinfachen. Jeweils sieben von zehn Befragten befürworteten die Sammlung von Daten, wenn der Staat damit Infrastrukturprojekte besser planen und Fälle von Steuerhinterziehung besser verfolgen könne.

Die strengen Datenschutzregeln in Deutschland werden immer mehr als Hindernis für die Digitalisierung wahrgenommen.
Die strengen Datenschutzregeln in Deutschland werden immer mehr als Hindernis für die Digitalisierung wahrgenommen.
Foto: lfD-Allensbach

Sogar 85 Prozent sind damit einverstanden, Telefon- oder Internetdaten auszuwerten, um Straftaten aufzuklären, beziehungsweise sensible Patientendaten für die medizinische Forschung zu analysieren. Wenn Daten für Marketingzwecke, im Kontext von Onlinekäufen oder für die Überprüfung der Kreditwürdigkeit genutzt werden sollen, votiert die Mehrheit jedoch für prohibitive Regelungen.

Deutschland darf nicht für die strengsten Vorschriften stehen

"Deutschland muss wieder für weltweit führende Lösungen stehen und nicht für die strengsten Vorschriften, insbesondere beim Datenschutz", fordert Philip Meissner vom European Center for Digital Competitiveness der ESCP Business School. Eine Deregulierung würde dazu führen, dass auch Unternehmen bei der digitalen Transformation wieder Geschwindigkeit aufnehmen können.

Außerdem brauche es endlich mehr Geschwindigkeit bei digitalen Basisangeboten wie der digitalen Verwaltung oder der digitalen Infrastruktur. Die Kompetenzen dafür müssten im Bund gebündelt werden, so Meissner: "Im Bereich GovTech gibt es in Europa schon exzellente digitale Lösungen. Diese können wir schnell und flächendeckend auch in Deutschland nutzen. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden."

Digitalisierung 2023 Deutschland verliert den Mut

Meissner verlangt mit Blick auf eine Digitalagenda mehr Fokus. "Wir sollten uns besonders auf die Bereiche Greentech und KI fokussieren." 95 Prozent der befragten Repräsentanten aus Wirtschaft und Politik sähen laut Umfrage einen Rückstand bei der Digitalisierung. In Sachen KI identifizierten 74 Prozent nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa Defizite. Lediglich im Bereich Greentech falle das Urteil positiv aus. Hier seien sieben von zehn Befragten überzeugt, dass Europa in diesem Bereich gut aufgestellt sei. Meissners Fazit: "Bei Greentech können wir weltweit führend sein, bei KI können wir es uns nicht leisten zu verlieren."