Microsoft-Projekt Silica

Der Speicher im Glas

16.10.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Robotiksystem für Glasscheiben

Das Silica-Team hat die Technik in den vergangenen Jahren immer weiter verfeinert. Zunächst sei der Laser-basierte Schreibvorgang ineffzient gewesen, hieß es. Jetzt habe die Technik eine Stufe erreicht, mit der man mehrere Terabyte an Daten in einer dünnen Glasscheibe sichern könne. Darüber hinaus haben die Forscher ein Robotik-System für Glasarchive entwickelt. Dabei sei sichergestellt, dass einmal beschriebene Scheiben, die in einer Bibliothek abgelegt seien, nicht mehr zurück zum Laser-Writer transportiert würden, erklärt Black.

Der Forschungsleiter betont darüber hinaus den Platzvorteil gegenüber klassischen Speichermedien. Gerade angesichts der rasant wachsenden Datenmengen gerade in der Cloud sei dies ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Silica könne enorme Mengen an Daten in einer sehr kompakten Form speichern, sagt Black und spricht von einem neuen Paradigma in Sachen Effizienz und Nachhaltigkeit.

Superman - unlöschbar im Glasspeicher

Noch ist Silica von einem breiten Einsatz als Cloud-Archivspeicher weit entfernt. Es werde noch drei bis vier Entwicklungsschritte dauen, bis die Technik kommerzielle einsatzbereit sei, räumen die Forscher ein. Allerdings gibt es bereits erste vielversprechende Pilotprojekte. Das nach eigenen Angaben auf Nachhaltigkeit fokussierte Venture-Unternehmen Elire baut gemeinsam mit den Microsoft-Forschern einen globalen Musik-Tresor. Im norwegischen Svalbard soll ein Musikarchiv entstehen, in dem möglichst alle von Menschhand komponierten Werke zusammengetragen und abgespeichert werden - vom Minnegesang eines Walther von der Vogelweide über volkstümliches Liedgut rund um den Globus bis zum neuesten Numer-1-Hit von Taylor Swift.

Für die Zukunft plant Elire, diese Musiksammlung kontinuierlich zu erweitern. Weltweit sollen zugängliche Standorte eingerichtet und die Öffentlichkeit eingeladen werden, mit diesem umfangreichen und ständig wachsenden Archiv zu interagieren. Der unverwüstliche Glasspeicher sei dafür genau das richtige Medium.

Die Silica-Glasscheiben hätten allen Zerstörungsversuchen widerstanden, sagt Satya Nadella, CEO von Microsoft.
Die Silica-Glasscheiben hätten allen Zerstörungsversuchen widerstanden, sagt Satya Nadella, CEO von Microsoft.
Foto: Microsoft

Vor vier Jahren hatte Microsoft-Chef Satya Nadella von einer Tragödie gesprochen, ginge der erste Superman-Film verloren, weil die alten Filmrollen für eine weitere Aufbewahrung zu empfindlich seien. "Wir haben Silica wirklich in die Mangel genommen", berichtete Nadella. "Wir haben es gekocht. Wir haben es gebacken. Wir haben es geschüttelt. Wir haben versucht, es zu zerkratzen." All das habe Superman nicht zerstören können. (ba)