Der Markt für Netzausrüster

Der Markt für Netzausrüster: Zwei Hochzeiten, noch kein Todesfall

27.09.2006

Wer zu spät kommt…

Auf dieselbe Taktik wie Huawei greift ZTE zurück, sprich: durch günstige Angebote Kunden zu gewinnen. Nach eigenen Angaben kooperiert ZTE unter anderem mit France Télécom, aber auch mit Konkurrenten wie Alcatel und Ericsson. Allerdings leidet ZTE darunter, dass das Unternehmen relativ spät in Europa aktiv wurde. Das spiegelt sich im Umsatz wider: Er bewegte sich 2004 und 2005 bei umgerechnet rund 2,6 Milliarden Dollar. Konkurrent Huawei konnte dagegen im vergangenen Jahr weltweit Systeme für rund sechs Milliarden Dollar absetzen.

Nach einer Analyse der Beratungsfirma Synergy Research zählen Huawei und ZTE derzeit in Europa nicht zu den fünf führenden Lieferanten von Daten- und Telekommunikationsausrüstung. Die ersten Plätze in der Rangliste belegen die altbekannten Unternehmen Ericsson, Cisco Systems, Alcatel, Nokia und Siemens. Allerdings, so ein Branchenkenner, hat speziell Huawei durchaus das Potenzial, in den kommenden Jahren in erheblichem Maße Marktanteile zu gewinnen. Der Grund: Das Unternehmen hat sich auf Produkte spezialisiert, die besonders gefragt sind. Dazu zählen beispielsweise Softswitches, die beim Transport von Sprachdaten über IP-Netze zum Zuge kommen, außerdem IP-Multimedia-Sub-Systeme (ISM).

Auch wenn ZTE und Huawei noch dabei sind, ihre Position im Netzausrüster-Markt zu finden, hatte ihr Auftreten für die etablierten Anbieter gravierende Folgen. Nach Angaben eines Managers eines großen Telekommunikationskonzerns setzten Carrier wie die Deutsche Telekom oder BT ihre Lieferanten mit der Drohung unter Druck, zur preisgünstigeren Konkurrenz aus Fernost überzulaufen. Die Folge: Siemens, Alcatel oder Ericsson mussten ihren Kunden Preisnachlässe gewähren. Mittlerweile liegen die Angebote der amerikanischen und europäischen Ausrüster nur noch etwa 20 Prozent über denen von Huawei. Einige Monate zuvor waren es noch an die 70 Prozent.

Die Folgen dieses Preiskampfes: schrumpfende Gewinnspannen. Das prominenteste Opfer dieser Entwicklung ist die Kommunikationssparte von Siemens: Sie erzielte im Geschäftsjahr 2005 weltweit bei einem Umsatz von rund 13 Milliarden Euro einen Gewinn von weniger als 500 Millionen Euro. Konzernchef Klaus Kleinfeld, der sich mindestens acht Prozent Rendite erhofft hatte, zog im Juni die Konsequenz. Er brachte die Sparte in das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks ein.